Spenden

Digitalisierung vereinfacht Naturschutz

Digitale Anwendungen für den Artenschutz nutzen

Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten für den Naturschutz. Forschende können Daten leichter sammeln, auswerten und mit anderen austauschen. Naturschutzaspekte können durch Geodaten in Planungen besser berücksichtigt und digitalisierte Datensammlungen der Öffentlichkeit leichter zur Verfügung gestellt werden. Dadurch kommen Bürger*innen gut an Informationen und können besser in wissenschaftliche Naturschutzprojekte eingebunden werden. Digitale Anwendungen helfen, Tierbestände in Meeren und Schutzgebieten zu erfassen und Müll zu beseitigen. Bei all den Chancen müssen auch die Schwierigkeiten beachtet werden. Sie reichen von unbegrenzten Datenmengen, die zeitintensiv gesichtet werden müssen, bis zum Energie- und Ressourcenverbrauch für die benötigte Hardware.

Diese und weitere Aspekte haben Expert*innen verschiedener Fachrichtungen in der Tagungsreihe NaturschutzDigital besprochen. In zwei Dialogveranstaltungen im Juni und November 2021 haben sie in Vorträgen und Arbeitsgruppen Chancen und Risiken der Digitalisierung für den Naturschutz erörtert. Die Veranstaltungen wurden vom Öko-Institut im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz ausgerichtet. Der nun erschienene Tagungsband dokumentiert die Vorträge und die wichtigsten Erkenntnisse zu den Themen Biodiversitätsmonitoring, Naturschutz(daten)management, Vollzug und Kontrolle, Kommunikation und Bildung, Partizipation, Wald- und Forstwirtschaft, Meeresschutz und Fischerei sowie Tourismus. Im Folgenden ein Einblick in einzelne Themengebiete.

Digitale Bürgerbeteiligung im Natur- und Artenschutz

Digitale Anwendungen ermöglichen es Bürger*innen, beim Naturschutz mitzuwirken. Durch Onlinedatenbanken sind Informationen leicht zugänglich. Für die Flora- und Faunabestimmung gibt es viele Apps, die auch unterwegs genutzt werden können. Ausflüge wie Wanderungen und Radtouren können digital geplant werden. Doch leider seien Angebote von öffentlichen Stellen oft regional beschränkt, so die Analyse. Das größere Angebot kommt von kommerziellen Anbietern. Diese berücksichtigen jedoch häufig nicht den Naturschutz. Führen Routen zum Beispiel durch Nistgebiete, werden Arten gestört; starker Stress wiederum kann zu Brutabbruch führen.

Ein positives Beispiel für die Verbindung von digitalen Möglichkeiten und Naturschutz ist das Geocaching in Deutschland. Hier werden ausgefallene Verstecke in der Natur gesucht, die vor ihrer Freischaltung auf der Webseite begutachtet werden. Das Bundesamt für Naturschutz arbeitet mit den Gutachter*innen der Verstecke zusammen, so dass bei den Verstecken beispielsweise Hinweise auf die Fledermausschutzzeit eingeblendet werden.

Citizen Science ermöglicht eine aktive Beteiligung von Bürger*innen an Forschungsprozessen. Online können Projekte einfacher gefunden werden. Interessierte können beim Monitoring von Tierarten helfen und so direkt an einer besseren Datensammlung mitwirken, beispielsweise beim Monitoring von Brutvögeln oder dem Aufspüren invasiver Arten. Leider ist es oft schwierig, verschiedene Datenbanken miteinander zu verknüpfen. Auch ist es zeit- und ressourcenintensiv, die Daten zu überprüfen und auszuwerten, so dass nicht nur eine riesige Datenmenge entsteht.

Digitale Anwendungen in der Landwirtschaft

Bereits jetzt werden in der Landwirtschaft vielfältige Methoden wie Drohnen und Satellitenbilder eingesetzt, um Ernteerträge zu steuern und das Pflanzenwachstum zu beobachten: Precision Farming. Damit lassen sich auch Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmittel kleinräumig einsetzen. Ob diese Methoden dem Naturschutz dienen, ist noch nicht hinreichend erforscht. Sie können aber gezielt genutzt werden; dieser Ansatz heißt Precision Conservation.

Dabei hängt der Nutzen von digitalen Anwendungen stark von den gesammelten Daten ab, wie diese genutzt werden und wer welche Empfehlungen daraus ableitet. Es kommt auch darauf an, wie der Algorithmus programmiert ist: Ist er auf Erträge optimiert oder auf den Schutz von Insekten? Diese Problemstellung lässt sich einordnen in eine breitere Diskussion zur staatlichen Regelsetzung für Algorithmen und künstliche Intelligenz. Eine solche Regulierung könnte auch für den Agrarsektor angedacht werden.

Studie „NaturschutzDigital - Chancen und Risiken der Digitalisierung für den Schutz der Natur“ des Öko-Instituts

Weitere Informationen des Öko-Instituts zum Thema Digitalisierung:

Pressemitteilung „Die umweltpolitische Macht von Daten“

Blogartikel „Der CO2-Fußabdruck unseres digitalen Lebensstils“

Blogartikel „Was ist Green IT“