Erschließung neuer Kohleminen sowie Öl- und Gasfelder nicht mit 1,5 Grad-Ziel vereinbar
Würden die neun größten kohleproduzierenden Länder ihre Kohlereserven vollständig fördern und verbrennen, könnte das zur Freisetzung von rund 940 Gigatonnen klimaschädlicher Treibhausgase führen. Das entspricht rund 60 Prozent des Gesamt-CO2-Budgets, das überhaupt noch ausgestoßen werden darf, um unter einer Erderhitzung von 1,5 Grad zu bleiben, wie es die Staatengemeinschaft 2015 im Pariser Klimaschutzabkommen beschlossen hat.
Das zeigen die Ergebnisse eines internationalen Forscherteams unter Beteiligung des Öko-Instituts, die heute auf der Website Environmental Research Letters veröffentlicht wurde. Die Forscher*innen haben erstmals alle noch gebundenen CO2-Emissionen bestehender und genehmigter Anlagen zur Förderung fossiler Brennstoffe vorgelegt. Die Studie ergänzt die jüngsten Erkenntnisse der Internationalen Energieagentur (IEA), dass keine neuen Kohlebergwerke oder Öl- und Gasfelder erschlossen werden dürfen, soll die Erderhitzung auf 1,5°C begrenzt werden.
Klimaschutz: 40 Prozent der fossilen Reserven dürfen nicht erschlossen werden
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass fast 40 Prozent der erschlossenen Reserven an fossilen Brennstoffen im Boden verbleiben müssen, um die 1,5°C-Grenze einzuhalten, wenn es keine groß angelegte Kohlenstoffabscheidung oder -speicherung (englisch: Carbon Capture and Storage, CCS) gibt.
Die Wissenschaftler*innen werteten für ihre Analyse eine Datenbank mit über 25.000 Öl- und Gasfeldern sowie einen neu entwickelten Datensatz über Kohlebergwerke in neun der größten Kohle produzierenden Länder aus. Demzufolge entfallen auf Russland mit seinen großen erschlossenen Öl-, Gas- und Kohlereserven 13 Prozent der weltweiten Gesamtmenge. Fast 90 Prozent der erschlossenen Reserven an fossilen Brennstoffen befinden sich in nur 20 Ländern, angeführt von China, Russland, Saudi-Arabien und den Vereinigten Staaten, gefolgt von Iran, Indien, Indonesien, Australien, Kanada und Irak.
„Regierungen können neue Hürden für den Klimaschutz vermeiden, wenn sie keine neuen Lizenzen oder Genehmigungen für die Exploration oder Förderung fossiler Brennstoffe erteilen“, fasst Dr. Roman Mendelevitch, Co-Autor der Studie zusammen. „Gleichzeitig können sie so Investitionen in zukunftsfähige Energieerzeugungsformen, anstatt in nicht-nachhaltigen Vermögenswerten zu lenken.“
Studie „Existing fossil fuel extraction would warm the world beyond 1.5 °C"