KI-gestützter Policy Guide: Energieeffizienz als Schlüssel zur Bekämpfung von Energiearmut in der EU
Das Öko-Institut hat einen innovativen Policy Guide zur Bekämpfung der Energiearmut in der Europäischen Union veröffentlicht. Der Leitfaden legt einen besonderen Schwerpunkt auf Energieeffizienz als strategischen Hebel zur Reduzierung von Energiekosten und Verbesserung der Lebensqualität einkommensschwacher Haushalte. Er dient politischen Entscheidungsträgern als praxisorientierte Anleitung und gibt Empfehlungen zur Umsetzung zentraler EU-Gesetzesinitiativen wie der Energieeffizienzrichtlinie (EED) und der Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD).
Der Policy Guide basiert auf den Forschungsergebnissen der europäischen Energieeffizienz-Community, die sich alle zwei Jahre zur eceee Summer Study trifft. Diese vom European Council for an Energy Efficient Economy (eceee) organisierte Konferenz versammelt über 400 Expert*innen, die in Fachartikeln und Präsentationen zentrale Entwicklungen und Erkenntnisse im Bereich der Energieeffizienz austauschen und diskutieren.
Ein wesentliches Merkmal der Erstellung des Policy Guides ist der methodische Einsatz eines großen Sprachmodells (englisch: large language model, LLM). Über ein gezieltes Finetuning der KI-Wissensbasis mit rund 130 wissenschaftlichen Veröffentlichungen und durch iterative Anpassungen von Anweisungen wurde GPT-4 so optimiert, dass es strukturierte und fundierte Beiträge zum Thema Energiearmut verfassen kann. Die Wissenschaftler*innen haben diese Methodik auch mit anderen Sprachmodellen und verschiedenen Chatbots erprobt, GPT-4 aber auf Grund der im Vergleich einfachen Erreich- und Anpassbarbarkeit ausgewählt und es schrittweise mit menschlicher Expertise weiterentwickelt. So entstand ein umfassender Leitfaden, der die neuesten Forschungsergebnisse und politischen Entwicklungen berücksichtigt.
Wissenschaftliche Empfehlungen für mehr Energieeffizienz
Der Guide analysiert die Herausforderungen der Energiearmut, diskutiert messbare Indikatoren und stellt erfolgreiche Praxisbeispiele aus europäischen Ländern vor. Ziel ist es, den Übergang zu einem nachhaltigen und sozial gerechten Energiesystem zu unterstützen und die Widerstandsfähigkeit benachteiligter Haushalte langfristig zu stärken.
Die Kernempfehlungen der Wissenschaftler*innen:
- Gezielte Subventionen einführen: Einkommensabhängige finanzielle Hilfen für energieeffiziente Maßnahmen wie Isolierung, effiziente Heizsysteme und erneuerbare Energien priorisieren, um benachteiligten Haushalten den Zugang zu Energieeffizienz zu ermöglichen und langfristig Energiekosten zu senken.
- Lokale Anlaufstellen schaffen: Lokale Beratungszentren für persönliche, energiebezogene Unterstützung einrichten, um den Zugang zu Subventionen und Energiesparberatung zu erleichtern.
- Programme zur sozialen Energieberatung: Sozialberater schulen, um Haushalten praktische Tipps zum Energiesparen zu geben und Energiekosten zu reduzieren – ohne große Investitionen.
- Kleine, sofort umsetzbare Maßnahmen fördern: Kostengünstige Lösungen wie LED-Beleuchtung und zugluftdichte Fenster unterstützen, um kurzfristige Einsparungen zu ermöglichen.
- Energiearmut in nationale Politikinstrumente integrieren: Energieeffizienzpolitik stärker auf die Bedürfnisse einkommensschwacher Haushalte ausrichten, um eine gerechte Verteilung von Effizienzmaßnahmen zu gewährleisten.
- Zugänglichkeit und Engagement verbessern: Partnerschaften mit kommunalen Organisationen und mehrsprachige Ansätze nutzen, um Unterstützung leicht zugänglich und zielgruppengerecht zu gestalten.
- Monitoring und Datenerhebung verbessern: Indikatoren entwickeln und systematische Datenerhebung etablieren, um die Wirkung von Maßnahmen zur Reduzierung der Energiearmut zu bewerten und langfristige, fundierte Strategien zu entwickeln.