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Mehr Unterstützung für die Fernwärme

Wärmewende aktiv gestalten

Systematisches Lernen, transparente und regulierte Preise, Zugang zu relevanten Informationen und die Finanzierung von Beteiligungsprozessen – mit diesen Bausteinen kann die Fernwärme mehr Akzeptanz und Unterstützung erfahren. Mehr gesellschaftliche Unterstützung ist für den Erfolg einer nachhaltigen und treibhausgasfreien Wärmeversorgung unabdingbar. Welche politischen Instrumente und Maßnahmen dafür konkret notwendig sind, zeigt eine neue Studie von Öko-Institut und Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt.

Maßnahmen zur Förderung der Akzeptanz und gesellschaftlichen Unterstützung von Fernwärme

Der Bericht skizziert fünf zentrale Maßnahmen und Politikinstrumente:

  • Systematisches Lernen: Systematisches Lernen – also das Sammeln, Auswerten und Lernen aus Erfahrungen in der lokalen Umsetzung – ist entscheidend für einen effizienten und integrativen Transformationsprozess. Es umfasst sowohl das horizontale Lernen innerhalb einer Governance-Ebene, zum Beispiel zwischen Kommunen, als auch das vertikale Lernen zwischen verschiedenen Ebenen, etwa von der lokalen zur nationalen Ebene. Die Integration dieses Ansatzes in die kommunale Wärmeplanung und die Einrichtung von Kompetenzzentren auf Bundes- und Landesebene sind wichtige Schritte, um bewährte Praktiken zu verbreiten und Fehler zu vermeiden.
  • Preistransparenz: Von vielen Akteuren, insbesondere aus dem Bereich des Verbraucherschutzes, wird derzeit eine mangelnde Transparenz der Preise im Fernwärmemarkt beklagt. Diese Preistransparenz soll durch erweiterte Veröffentlichungspflichten der Anbieter im Markt und zentrale Preisvergleichsplattformen – freiwillig oder verpflichtend – verbessert werden. Damit wird die Vergleichbarkeit der Fernwärme mit alternativen Wärmeversorgungslösungen verbessert und das Vertrauen der Verbraucher*innen gestärkt.
  • Preisregulierung: Eine Preisregulierung durch staatliche Institutionen schützt die Verbraucher*innen vor überhöhten Preisen und gewährleistet die Einpreisung der Kosten einer klimafreundlichen Wärmeversorgung auf Seiten der Wärmeversorgungsunternehmen. Da der Fernwärmemarkt im Wesentlichen einem natürlichen Monopol entspricht, empfiehlt die Studie verschiedene Ansätze der Preisregulierung. Die Optionen reichen von einer verpflichtenden Preisgenehmigung bis hin zu einer freiwilligen Preiszertifizierung. Gleichzeitig weisen die Wissenschaftler*innen darauf hin, dass die Umsetzung einer umfassenden Preisregulierung, die alle Wärmenetze erfasst, mit erheblichem Aufwand verbunden ist.
  • Verbesserte Zugänglichkeit und Vergleichbarkeit von Informationen: Transparenz und Vergleichbarkeit der Informationen über Wärmenetze und -produkte tragen dazu bei, die Akzeptanz bei privaten und gewerblichen Kund*innen zu steigern. Dies kann durch eine einheitliche Nomenklatur und die zentrale Veröffentlichung relevanter Informationen an einem zentralen Ort erreicht werden. Das geplante Wärmenetzregister kann dies unterstützen. Alternativ müssen zumindest die Informationen der Wärmenetzbetreiber leichter zugänglich gemacht werden, um die Vergleichbarkeit der Informationen zu erhöhen.
  • Finanzierung von Beteiligungsprozessen: Beteiligungsprozesse erfordern erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen. Eine adäquate Finanzierung kann umfangreiche Beteiligungen ermöglichen und die Akzeptanz in der Bevölkerung etwa für Baumaßnahmen für die Wärmeinfrastruktur steigern. Die Finanzierung solcher Prozesse könnte in die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) integriert werden, indem ein Förderbonus für umfangreiche Beteiligungsprozesse oder finanzielle Bürgerbeteiligungen gewährt wird. Unabhängig von Förderboni profitieren Energieversorgungsunternehmen durch eine höhere Akzeptanz und eine schnellere Umsetzung von Projekten.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen sprechen verschiedene Akteursgruppen auf unterschiedlichen Ebenen an. Ob psychologische, soziale, organisatorische, planerische, politische oder ökonomische Faktoren – nur wenn alle Bedürfnisse von Kommunen, Bürger*innen und Versorgungsunternehmen berücksichtigt werden, kann die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung gelingen.
Benjamin Köhler
Senior Researcher, Energie & Klimaschutz