Online shoppen oder beim lokalen Händler?
Bitte beachten Sie: Der nachfolgende Text ist veraltet. Die dargestellten Zahlen beruhen auf einem konkreten Fall, den wir im Jahr 2015 mit Zahlen hinterlegt haben und können lediglich zur Orientierung dienen. Das Öko-Institut hat bislang KEINE Studie zum Onlinehandel durchgeführt, uns liegen daher keine aktuellen Vergleichsdaten zu Online- vs. stationärem Handel vor. (Stand: April 2020)
Viele Waren werden heutzutage über das Internet bezogen. Da einige Produkte dort günstiger angeboten werden und die Auswahl von Ort und Zeit unabhängig ist, kann der Kunde Geld, Wege und Zeit sparen. Doch ist Onlineshopping auch klimafreundlich?
Faktoren des klimafreundlichen Einkaufs
Ein Kauf vor Ort hat unbestritten Vorteile: Wer im Ladengeschäft einkauft, kann sich beraten lassen und findet leichter das passende Produkt. So wird weniger umgetauscht – das spart Wege und, wenn diese im Auto zurückgelegt werden, Treibhausgasemissionen. Außerdem wird der Einzelhandel gestärkt und damit auch die Attraktivität lokaler Einkaufszonen.
Beim Internethandel weist die kompakte Lagerhaltung pro Produkt Vorteile für den Energieverbrauch auf: in der Regel verbrauchen die großen Lager weniger Strom und Heizung und sind damit energieeffizienter als die Aufbewahrung im Ladengeschäft. Hier kann allein die starke Beleuchtung der Ware im Geschäft mit bis zu 40 Watt pro Quadratmeter Verkaufsfläche zu Buche schlagen. Dagegen steht der Stromverbrauch der Computer zu Hause und der Server der Versandhändler, der die Energiebilanz des Onlinehandels beeinflusst.
Stichwort: Versandemissionen
Die Versendung im Postpaket kann häufig klimafreundlicher sein als die Fahrt mit dem Auto zum Einkaufen. Ein Paketversand verursacht mit etwa 600 Gramm (1.200 Gramm im Fall einer Retour) weniger Treibhausgasemissionen, als eine sechs Kilometer lange, durchschnittliche Einkaufsfahrt mit dem Auto mit etwa 2.400 Gramm. Doch allzu oft bleibt es nicht bei einem Versand pro Produkt. Der bestellte Schuh drückt, die Farbe des Pullovers sah auf dem Bildschirm ganz anders aus, das Preis-/Leistungsverhältnis entspricht nicht den Erwartungen: Die Ware wird zurückgesandt, oft auch umgetauscht.
Paketversand: Je weniger Wege, desto besser die Klimabilanz
„Die Retourquoten eines großen deutschen Schuhversands werden beispielsweise in der Branche mit bis zu 70 Prozent abgeschätzt. Für den gesamten Modebereich dürften die Retourquoten bei rund 50 Prozent liegen. Bei Elektronikartikeln sind die Quoten jedoch vermutlich deutlich niedriger!“ schätzt Moritz Mottschall, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institutsbereich Infrastruktur und Unternehmen.
Dazu kommt, dass Pakete oft nicht direkt ausgeliefert werden können, wenn der Empfänger nicht zu Hause ist. Falls sich kein Nachbar findet, der das Paket annimmt, wird es je nach Zusteller mitgenommen und erneut zugestellt oder geht an eine Packstation oder Paketshop, wo der Empfänger es abholt – nicht selten mit dem Auto.
Dagegen kann der Käufer vor Ort seine Klimabilanz schnell verbessern. Wer auf einer durchschnittlichen Einkaufsfahrt eine dreiköpfige Fahrgemeinschaft bildet oder mit dem öffentlichen Nahverkehr fährt, erzeugt circa 800 Gramm CO2-Emissionen. Noch klimafreundlicher kaufen Fahrradfahrer und Fußgänger ein.
Rohstoffverbrauch im Versandhandel
Die Kartons, die für einen Modeversandhandel im Mittel ein Gewicht von rund einem halben Kilo haben dürften, führen zu Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 350 Gramm. Manche Shops verwenden Einheitskartons, das heißt ihre Größe ist unabhängig vom Inhalt. Somit wird, je kleiner der Inhalt ist, umso mehr Luft versandt. Nur wenn die Kartons an den jeweiligen Inhalt angepasst sind, kann Material eingespart und gleichzeitig die Transportfahrzeuge besser ausgenutzt werden.
Weiterer Standardfall beim Online-Versand: Sind nicht alle bestellten Produkte gleichzeitig auf Lager, werden sie in der Regel getrennt verschickt. Dann fallen die Emissionen durch Versand und Verpackungsmaterialien mehrfach an. Auf der anderen Seite entstehen diese Versandemissionen auch für Ladengeschäfte, an die Waren im großen Umfang ebenfalls mit Umverpackungen geliefert werden.
Offener Forschungsbedarf für abschließende Bewertung
Insgesamt sind für eine abschließende Bewertung, was ökologischer sei – ein Online- oder Vor-Ort-Einkauf – viele Fragen offen, vor allem, was das Verbraucherverhalten betrifft: Wie ist das Einkaufs- und Auswahlverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten? Wie legen sie Einkaufsfahrten zurück? Wie viele Produkte kaufen sie im Durchschnitt ein? …
Das Öko-Institut beschäftigt sich deshalb auch künftig mit diesen Themen und informiert zu abgeschlossenen Projekten und Forschungsvorhaben.