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Projektionsbericht 2024: Deutschland hinter seinen Klimazielen

Klimaschutz: weitere Anstrengungen sind notwendig

Deutschland hat mit dem Bundes-Klimaschutzgesetz klare Klimaschutzziele festgelegt. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um mindestens 65 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken, bis 2040 um 88 Prozent und bis 2045 wird Treibhausgasneutralität angestrebt. Doch nach dem derzeitigen Stand der beschlossenen Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgase liegt Deutschland hinter diesem Ziel zurück. So wird erwartet, dass Deutschland bis 2030 mit einer projizierten Emissionsminderung von knapp 64 Prozent die Ziele fast erreicht. Das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 wird trotz erheblicher Fortschritte dagegen verfehlt. Das zeigt der Projektionsbericht 2024, den das Öko-Institut gemeinsam mit Partnern für das Umweltbundesamt erstellt hat.

Die Szenarien des Projektionsberichts 2024

Der Projektionsbericht beschreibt zwei Szenarien: Das Mit-Maßnahmen-Szenario (MMS), das bereits umgesetzte Klimaschutzinstrumente in die Analyse einbezieht, und das Mit-Weiteren-Maßnahmen-Szenario (MWMS), das zusätzlich geplante Maßnahmen berücksichtigt. Diese Szenarien dürfen nicht als Prognosen für die kommenden Jahre missverstanden werden. Vielmehr werden mit Hilfe von Modellen langfristige, plausible Emissionsentwicklungen unter den Bedingungen und Annahmen zum Zeitpunkt der Modellierung erzeugt.

Insgesamt verdeutlicht der Bericht, dass trotz ambitionierter Pläne und einiger Fortschritte noch erhebliche Anstrengungen erforderlich sind, um die langfristigen Klimaziele Deutschlands zu erreichen.
Ralph O. Harthan
Senior Researcher, Energie & Klimaschutz

Unterschiedliche Entwicklungen in einzelnen Sektoren

In den untersuchten Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und LULUCF (Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) werden unterschiedliche Entwicklungen prognostiziert.

Insbesondere im Energiesektor werden bis 2030 erhebliche Minderungen durch den Kohleausstieg und den Ausbau erneuerbarer Energien erwartet. Damit wird die Energiewirtschaft ab dem Jahr 2027 nicht mehr die größte Emissionsquelle in Deutschland sein. Auch die Industrie macht Fortschritte, vor allem durch neue klimafreundliche Herstellungsverfahren, den EU-Emissionshandel und die Steigerung der Energieeffizienz. Ihre Emissionen sinken zwischen 1990 und 2030 um 56 Prozent (im MMS) bzw. 58 Prozent (im MWMS).

Als problematisch erweist sich hingegen der Verkehrssektor mit einer wachsenden Emissionslücke in Höhe von 180 bzw. 176 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (im MMS bzw. MWMS) im Jahr 2030. In beiden Szenarien werden im Jahr 2030 knapp 11 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein – vier Millionen weniger als angestrebt.

Im Gebäudesektor werden die Ziele nahezu erreicht, unterstützt durch das Gebäudeenergiegesetz und eine erhöhte Nutzungspflicht für erneuerbare Energien. In der Landwirtschaft werden die Ziele übertroffen, was auf sinkende Tierbestände, optimierte Düngemethoden und methodische Änderungen zurückzuführen ist.

Zusätzlich führten die Wissenschaftler*innen sogenannte Sensitivitätsanalysen durch, um unter anderem die Auswirkungen von Veränderungen der Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung sowie der Brennstoff- und CO2-Preise zu untersuchen. Diese Analysen zeigen, dass unterschiedliche Annahmen erhebliche Auswirkungen auf die Emissionsentwicklung haben können.

Studie „Technischer Anhang der Treibhausgas-Projektionen 2024 für Deutschland (Projektionsbericht 2024)“ von Öko-Institut, Fraunhofer ISI, IREES GmbH und Thünen-Institut