Spenden

Reallabor MobiQ gibt nachhaltige Mobilitätsideen an die Hand

Mobilität gemeinsam voranbringen

Wie werden Wohnquartiere nachhaltig mobil(er)? Indem Bewohner*innen aktiv werden und soziale Innovationen initiieren. Im ersten Schritt gilt es, ins direkte Gespräch mit Anwohner*innen zu gehen und das entsprechende Wohnquartier mit Blick auf Bevölkerungs- und Infrastruktur, Freiräume, bauliche sowie Mobilitätskriterien zu untersuchen. Das hilft im zweiten Schritt bei der Bestandsaufnahme von Problemen und Potenzialen im Viertel. Erfolgsbeispiele wie ein lokaler Fahrdienst, geteilte Lastenräder oder eine Mitfahrplattform liefern anschließend Inspiration für eigene Mobilitätslösungen.

Insgesamt zehn Schritte haben die Wissenschaftler*innen der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) sowie des Öko-Instituts in einem dreijährigen Forschungsprojekt gemeinsam entwickelt. Das Ergebnis ist das Handbuch „Mobilität gemeinsam gestalten. In 10 Schritten“, das konkrete Handlungsempfehlungen für nachhaltige Mobilitätsideen beschreibt. Es wurde vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) gefördert und mit engagierten Bewohner*innen aus drei Versuchsräumen im Reallabor MobiQ entwickelt.

An nachhaltiger Mobilität führt kein Weg vorbei

Das Projekt „MobiQ – Nachhaltige Mobilität durch Sharing im Quartier“ fand an drei unterschiedlichen Orten statt. Ihnen gemeinsam waren schwierige Ausgangsbedingungen für eine Mobilitätswende hin zu mehr Klimaschutz und sozialer Teilhabe: darunter unzureichende Einkaufsmöglichkeiten, schlechte ÖPNV-Anbindung, ein hoher Pkw-Bestand oder sehr autozentrierte Alltagsroutinen. Um auch an diesen Orten einen Wandel zu erreichen, stellt das Reallabor soziale Innovationen einer zivilgesellschaftlichen Mobilitätskultur in den Vordergrund. Dazu wurden engagierte Bewohner*innen aus den drei Quartieren Geislingen an der Steige, Stuttgart-Rot und Waldburg im Rahmen eines sogenannten Reallabors gefragt, Mobilität gemeinschaftlich zu organisieren und sich so nachhaltige Mobilitätsangebote zu erschließen.

Das Projekt verdeutlicht, dass die Mobilitätswende nicht nur technologische und wirtschaftliche Transformationen erfordert. Soziale Innovationen der zivilgesellschaftlichen Mobilitätskultur sind ebenso unverzichtbar, um dauerhafte Nachhaltigkeitseffekte im Verkehr zu erzielen. Die vom Öko-Institut durchgeführte Evaluation zeigte, dass an den drei Reallaborstandorten ein geändertes Bewusstsein und neue Strukturen entstanden sind, die einen dauerhaften Betrieb der Mobilitätsangebote möglich machen. Voraussetzung dafür ist die Unterstützung seitens der Kommune sowie eine Anschlussfinanzierung. Die geschaffenen Angebote wirken auf vielfältige Weise im Sinne einer ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltigen Mobilität.

10 Schritte, um die Mobilität im eigenen Wohnviertel aktiv zu verbessern

Das Handbuch zeigt in zehn definierten Schritten, wie Bürger*innen gemeinsam ihre Mobilität organisieren und verbessern können:

  1. Die Nachbarschaft besser kennenlernen
  2. Probleme erkennen
  3. Von anderen lernen
  4. Bündnisse schmieden
  5. Ideen gemeinsam entwickeln
  6. Experimente gemeinsam wagen
  7. Projekte bewerten und verbessern
  8. Ergebnisse gemeinsam in die Breite tragen
  9. Erfolge teilen und feiern
  10. Wachsen und die Zukunft weiter gestalten

Reallabore als Innovationstester

Durchgeführt wurde der Versuch als Reallabor. Dieser Forschungstyp bindet Teile der Zivilgesellschaft direkt mit ein, um Chancen und Risiken bereits in einem frühen Prozess auszumachen. Im Projekt MobiQ sind sie ein elementarer Baustein, um eine nachhaltige Mobilitätskultur voranzubringen. Die engagierten Bürger*innen aus den drei sehr unterschiedlichen Reallaboren wurden seit 2021 von den Wissenschaftler*innen im Projektteam als Ideen- und Impulsgeber unterstützt.

Handbuch „Mobilität gemeinsam gestalten. In 10 Schritten“ des Öko-Instituts

Working Paper „Evaluation von Wirkungen und Prozessen in den MobiQ-Reallaboren: Vorgehen und Erkenntnisse“ des Öko-Instituts