Reform der Marktstabilitätsreserve im EU-Emissionshandel
Die Reform des Europäischen Emissionshandels (EU ETS) wird Teil des umfassenden Gesetzespakets "Fit for 55" sein, das die Europäische Kommission für das zweite Quartal 2021 angekündigt hat. Neben Maßnahmen zur Anpassung der Obergrenze an ein höheres Emissionsminderungsziel für die gesamte Wirtschaft wird insbesondere die Marktstabilitätsreserve (MSR) überprüft. Ist die MSR so ausgestaltet, dass sie ihren Zweck erfüllen kann, eine größere angebotsseitige Flexibilität unter der Emissionsobergrenze zu schaffen und die langfristige Wirksamkeit des EU ETS zu sichern?
In einem Online-Seminar wurden die Reformoptionen der MSR mit Blick auf die Stärkung ihrer Stabilisierungsfunktion in der vierten Handelsperiode diskutiert. Jan Weiß leitete mit seiner Einführung in die allgemeine Reformdebatte rund um das EU ETS ein und stellte das Projekt "Strukturelle Weiterentwicklung des EU ETS nach 2020" vor.
Anspruchsvolle Weiterentwicklung des Emissionshandels
Alle Redner und Rednerinnen waren sich einig, dass eine MSR-Reform im Rahmen eines ambitionierteren Emissionshandels notwendig ist. Verena Graichen vom Öko-Institut identifizierte die sogenannte intake-rate als wichtigstes Element, das gestärkt werden müsse, während Marcus Ferdinand von ICIS argumentierte, dass angepasste Schwellenwerte im Zentrum der Reform stehen sollten. Unterschiedliche Erwartungen über die weiteren Marktentwicklung können der Grund für die verschiedene Bewertung sein: In einem langfristigen Markt sind die intake-rates entscheidender, während in einem kurzfristigen Markt die Schwellenwerte eine große Rolle spielen.
Grischa Perino von der Universität Hamburg führte aus, dass preisbasierte Anreize dem derzeitigen mengenbasierten System vorzuziehen seien, da diese schneller wirkten und Erwartungen an die Zukunft einbezögen. Adam Berman von IETA empfahl, einen solch grundlegenden Baustein der MSR nicht zu ändern, da sich bei der ETS-Reform viele Elemente ändern dürften und eine gewisse Stabilität wünschenswert wäre. Es gab auch unterschiedliche Ansichten darüber, ob die Nachfrage des Luftverkehrs nach stationären EU ETS-Zertifikaten in die Berechnungslogik der MSR einbezogen werden sollte.
Präsentationen des Online-Seminars:
“Structural Supply Side Management in the EU ETS – Reviewing the MSR”: Verena Graichen (Öko-Institut) präsentiert Ergebnisse eines bevorstehenden Forschungsberichts
“EU ETS Stability Mechanism Needs New Design”, Grischa Perino (Universiät Hamburg)
“EU ETS Reform and MSR Review – An Analyst Perspective”, Marcus Ferdinand (ICIS)
Video
Publikation
"Structural Supply Side Management in EU ETS"
Hintergrund
Die Veranstaltung war Teil des Projekts "Strukturelle Weiterentwicklung des EU ETS nach 2020", das vom Umweltbundesamt (UBA) in Auftrag gegeben und vom Öko-Institut, dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) durchgeführt wurde.