Saubere Luft durch die Energiewende?
Die Energiewende kann dazu beitragen, die Luftqualität in Deutschland zu verbessern. Die Senkung der Emissionen führt jedoch nicht dazu, dass die derzeit von der EU vorgeschlagenen Obergrenzen für Luftschadstoffe eingehalten werden können. Das sind wesentliche Erkenntnisse einer aktuellen Studie des Öko-Instituts und seinen Forschungspartnern Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT), Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER), Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (IFEU), Thünen-Institut, TNO (Niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung) und Dr. Rainer Stern im Auftrag des Umweltbundesamtes.
Emissionen und Immissionen sinken – aber nicht genug
So fällt der Rückgang der Emissionen, die im Rahmen der Energiewende zu erwarten sind, insbesondere bei Stickoxiden und Schwefeldioxid sehr stark aus. Dies kann zum einen auf einen geringeren Verbrauch an Kohle, Öl und Gas in der stationären Feuerungen zurückgeführt werden kann. Zum anderen führt die zunehmende Ausrüstung der Fahrzeugflotte mit emissionsarmen Motoren zu einer massiven Senkung der Stickoxidemissionen.
Im anspruchsvollen Energiewende-Szenario der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen könnten mit zusätzlichen Luftreinhalte-Maßnahmen Stickoxide bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 2005 um 58 Prozent und Schwefeldioxid um 66 Prozent sinken. Bei Stickoxiden und auch anderen Luftschadstoffen wie Feinstaub, Ammoniak oder flüchtigen Kohlenwasserstoffen reicht dies jedoch nicht aus, um die Reduktionsraten zu erreichen, welche die EU-Kommission im Dezember 2013 in ihrem Vorschlag für eine „Richtlinie über die Verringerung der nationalen Emissionen bestimmter Luftschadstoffe“ gefordert hat.
Weitere Instrumente für die Luftreinhaltung
Die durchschnittlichen Konzentrationen von Schadstoffen wie Feinstaub und Stickstoffdioxid in der Atemluft werden durch die Emissionsreduktionen bis 2030 weiter deutlich sinken. Wird die Energiewende wie geplant umgesetzt, geht die Anzahl der Tage im Jahr zurück, an denen die Obergrenzen überschritten werden – die EU erlaubt derzeit 35 Tage im Jahr. Jedoch wird es weiterhin Messstationen insbesondere an stark befahrenen Straßen geben, die zu oft im Jahr gefährdende Konzentrationen an schädlichen Gasen messen.
Um die Luftqualität langfristig zu verbessern, werden weitere Maßnahmen wie eine Reduktion von Fahrleistungen im Verkehr sowie Emissionsreduktionen in der Landwirtschaft, bei Feuerungsanlagen und bei Industrieprozessen notwendig sein. Lokale und nationale Anstrengungen zur Luftreinhaltung müssen aber durch entsprechende Maßnahmen in den Nachbarländern unterstützt werden, um auch den Beitrag des grenzüberschreitenden Transports von Luftschadstoffen zur Luftverschmutzung zu reduzieren.
Studie „Luftqualität 2020/2030: Weiterentwicklung von Prognosen für Luftschadstoffe unter Berücksichtigung von Klimastrategien“ von Öko-Institut, Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT), Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER), Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (IFEU), Thünen-Institut, TNO (Niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung) und Dr. Rainer Stern
Ansprechpartner
Wolfram Jörß
Senior Researcher
Bereich Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Tel.: +49 30 405085-328
E-Mail: w.jöerss@oeko.de