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Sozio-ökonomische Folgenabschätzung zum Projektionsbericht 2024: Mobilität auf Kurs, Förderbedarf bei Gebäudesanierung

Projektion ermöglicht Rückschlüsse auf Ausgestaltung von Klimaschutzmaßnahmen

Eine aktuelle Studie, die das Öko-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer ISI im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) erstellt hat, untersucht die sozio-ökonomischen Auswirkungen des Mit-Maßnahmen-Szenarios (MMS), welches die bereits beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen enthält, und des ambitionierteren Mit-Weiteren-Maßnahmen-Szenarios (MWMS), das zusätzliche Klimaschutzinstrumente umfasst, aus dem Projektionsbericht 2024. Im Fokus stehen der Investitionsbedarf, Kosteneinsparungen und gesamtwirtschaftliche Effekte in den Sektoren Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr. Zusätzlich werden Arbeitsmarkteffekte und die Verteilungswirkungen verschiedener Klimaschutzinstrumente analysiert.

Investitionen mit Einsparpotenzial

Zur Erreichung der Klimaschutzziele – einer Reduktion um 65 Prozent bis zum Jahr 2030 – sind weitere Maßnahmen vor allem in den emissionsstarken Sektoren Verkehr, Gebäude und Energie unabdingbar. Die Umsetzung der Maßnahmen macht entsprechende Klimaschutzinvestitionen nötig, die wiederum Einsparungen an Energie- und Betriebskosten bewirken. Der Gesamteffekt entscheidet darüber, ob Investitionen aus Investorensicht wirtschaftlich sind.

Im Jahr 2030 fallen Mehrinvestitionen in Höhe von rund 87 Milliarden Euro (Mrd. Euro) im MMS und rund 108 Mrd. Euro im MWMS an. Die höchsten Mehrinvestitionen in beiden Szenarien erfolgen dabei in der Energiewirtschaft, gefolgt vom Gebäudesektor. Im Jahr 2030 betragen die zusätzlichen Mehrinvestitionen im MWMS gegenüber dem MMS 21,1 Mrd. Euro – bedingt durch die ambitionierteren Klimaschutzinstrumente im MWMS, darunter Mehrinvestitionen für die Sanierung der Gebäudehülle, erneuerbare Heiztechnologien, Energiespeicher und elektrische Fahrzeuge. Die Differenz ergibt sich aus dem zusätzlichen Investitionsbedarf, der für die Umsetzung der angenommenen weiteren Klimaschutzmaßnahmen notwendig wäre.

Über die Zeit bewirken die Investitionen Einsparungen in beiden Szenarien. Der Unterschied zwischen MWMS und MMS ist hier eher gering. Die Höhe der Einsparungen hängt maßgeblich von den Annahmen zur Entwicklung fossiler Energiepreise sowie Strompreise ab. Je höher die fossilen Energiepreise im Vergleich zum Strompreis desto höher sind die potenziellen Einsparungen. Die Erreichung der höheren Emissionsminderungen im MWMS gegenüber dem MMS erfordert deutliche zusätzliche Investitionen. Bei gegebenen Annahmen zu Preisentwicklungen wird durch die Energiekosteneinsparungen keine Wirtschaftlichkeit der zusätzlichen Investitionen erreicht.

Positive Effekte auf Gesamtwirtschaft und Arbeitsmarkt durch mehr Klimaschutzambition

Die erforderlichen Investitionen, insbesondere die zusätzlichen und ambitionierten Klimaschutzinstrumente im MWMS im Vergleich zum MMS, führen zu einer erhöhten Nachfrage nach Fachkräften in Bereichen wie Elektromobilität, Gebäudesanierung und erneuerbaren Energien. Diese steigende Nachfrage verstärkt allerdings auch die bestehenden Fachkräfteengpässe. Die Klimaschutzinvestitionen wirken sich zusammen mit den geringeren Energieträgerimporten in den Klimaschutzszenarien positiv auf die Gesamtwirtschaft aus: Verschiedene Wirtschaftsbereiche profitieren zwar unterschiedlich stark, insgesamt steigt jedoch die Bruttowertschöpfung, was sich auch in einem höheren Bruttoinlandsprodukt (BIP) niederschlägt.

Verbesserung und Ausbau von Förderoptionen im Gebäudesektor erforderlich

Im MWMS sind höhere Investitionen in die energetische Sanierung der Gebäudehüllen vorgesehen. Die derzeitige Förderung reicht hingegen nicht aus, um die geplanten Investitionen wirtschaftlich attraktiv zu machen. Trotz dieser Investitionen sind unter den derzeit angenommenen Energiepreisentwicklungen im Jahr 2030 keine ausreichenden Kosteneinsparungen durch Sanierungen zu erwarten. Eine sozial gestaffelte Förderung mit höheren Förderquoten für Haushalte mit geringem Einkommen könnte dazu beitragen, die Belastung einkommensschwacher Haushalte zu reduzieren und sie widerstandsfähiger gegen steigende CO2-Preise zu machen.

Mobilitätsangebote auf Spur

Die Verteilungsanalyse nimmt eine Reihe an Beispielhaushalten ins Visier. Dabei zeigt sich, dass die Umstellung auf Elektroautos (E-Autos) durch die geplanten Klimaschutzinstrumente attraktiver wird und sich mehrheitlich auch finanziell auszahlt. Auch bei geringen CO2-Preisen ist der Umstieg wirtschaftlich meist von Vorteil. Die höhere Effizienz führt zu deutlich niedrigeren Betriebskosten, demgegenüber steht ein höherer Anschaffungspreis, der jedoch überkompensiert wird.

Der Erwerb eines Deutschlandtickets lohnt sich teilweise auch für die Haushalte, die auf das Auto angewiesen sind. Hier profitieren in erster Linie stadtnahe Haushalte, da sie die entsprechende Infrastruktur im öffentlichen Verkehr (ÖV) direkt nutzen können. Es sind hier weitere flankierende Maßnahmen notwendig, um das Angebot bedarfsgerecht zu erweitern. Um Haushalten mit geringem Einkommen und eingeschränkten ÖV-Zugang einen Umstieg auf ein E-Auto zu ermöglichen, ist es ratsam, Unterstützung beim Erwerb eines E-Pkw – in Form von gezielter Förderung für Neuwagen wie beispielsweise Social Leasing oder beim Kauf eines gebrauchten E-Autos – zu leisten. Andernfalls werden diese Haushalte aufgrund der steigenden Kraftstoffkosten umso stärker belastet, was die bestehende Ungleichheit verschärfen würde.

Studie „Sozio-ökonomische Folgenabschätzung zum Projektionsbericht 2024“ des Öko-Instituts

Das Mit-Maßnahmen-Szenario (MMS) umfasst bereits umgesetzte Klimaschutzinstrumente, die bis zum Stichtag 31. Juli 2023 bereits beschlossen und weitgehend umgesetzt sind. Das Mit-Weiteren-Maßnahmen-Szenario (MWMS) enthält zusätzlich geplante Klimaschutzmaßnahmen und dementsprechend höhere Investitionen. Der Projektionsbericht 2024 ermittelt, dass sich bis zum Jahr 2045 eine deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen abzeichnet, allerdings mit geringen Unterschieden zwischen MWMS und MMS. Das Minderungsziel von 65 Prozent für das Jahr 2030 wird sowohl im MMS als auch im MWMS leicht verfehlt. Mit 455 Mio. t CO2-Äq. im MMS bzw. 454 Mio. t CO2-Äq. im MWMS liegen die Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 über den vorgesehenen 441 Mio. t CO2-Äq und damit bei einer Minderung von rund 64 Prozent. Auch die Netto-Treibhausgasneutralität 2045 ist mit dem aktuellen Instrumentenmix und unter den sonstigen angenommenen Gegebenheiten nicht zu erwarten.