Wie Deutschland bis 2045 klimaneutral wird
Deutschland kann seine Ziele zum Schutz des Klimas bereits bis zum Jahr 2045 erreichen. Das zeigt eine Studie von Öko-Institut, Prognos und Wuppertal Institut für die Stiftung Klimaneutralität, Agora Energiewende und Agora Verkehrswende, für die jetzt die Langfassung verfügbar ist.
Mit einer schnelleren Marktdurchdringung, klimafreundlicher Technik und anspruchsvollen politischen Maßnahmen kann Klimaneutralität demnach bereits fünf Jahre vor 2050, dem Zieljahr des Pariser Klimaschutzabkommens, umgesetzt werden. Analysiert wurden dabei Änderungen für die Sektoren Energiewirtschaft, Verkehr, Industrie, Gebäude, Landwirtschaft, Abfall und Landnutzung.
„Unsere Studie legt einen konkreten Plan vor, um verschärfte Minderungsziele für klimaschädliche Treibhausgasemissionen zu erreichen. Sie steht damit im Einklang des Urteils des Bundesverfassungsgerichts und der darauf folgenden Novellierung des Klimaschutzgesetzes mit der Verschärfung des Klimaziels auf 65 Prozent im Jahr 2030 und einer Klimaneutralität bereits im Jahr 2045“, fasst Dr. Wiebke Zimmer, Projektleiterin für die Untersuchungsbereiche des Öko-Instituts, zusammen.
Mehr Tempo beim Klimaschutz
Gegenüber der Vorgängerstudie „Klimaneutrales Deutschland 2050“ beschreibt die aktuelle Analyse Maßnahmen, mit denen der Klimaschutz beschleunigt werden kann. Dazu gehören unter anderem:
- In der Landwirtschaft: weniger Tierhaltung und eine Ausweitung der Produktion von Milch- und Fleischersatzprodukten; eine schnelle Erhöhung des Ökolandbaus auf 25 Prozent; mehr Biodiversität und eine stärkere Wiedervernässung von Moorflächen. So können bis zum Jahr 2050 insgesamt zusätzliche 104 Millionen Tonnen (Mio. t) Treibhausgase (THG) eingespart werden.
- Im Verkehr: keine neuen Zulassungen von Verbrenner-Pkw und Plug-In-Hybrid-Pkw ab 2032; einen Pkw- und Lkw-Bestand fast ohne Verbrennungsmotoren bis 2045; strombasierte Kraftstoffe für die Binnenschifffahrt bis 2031. Diese Maßnahmen sparen 73 Mio. t THG ein.
- Im Gebäudebereich: ein schnellerer Ausbau von Wärmepumpen und Wärmenetzen; ein Austausch aller Heiztechnologien mit fossilen Brennstoffen bis 2045; eine höhere Sanierungsrate von 1,75 Prozent. 68 Mio. t THG können so reduziert werden.
- In der Industrie: ein schnellerer Ausbau der Carbon Capture and Storage (CCS)-Infrastruktur; eine schnellere Bereitstellung von Bioenergie mit CO2-Abscheidung und -Speicherung (BECCS); ein früherer Einsatz von Wasserstoff und Strom zur Energienutzung in der Industrie. 308 Mio. t THG können so vermieden werden.
- In der Energiewirtschaft: ein schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien ab 2030; eine Ausweitung der Abscheidung und geologische Lagerung von CO2 (DACCS); ein beschleunigter Ersatz von Erdgas durch Wasserstoff sowie eine höhere inländische Wasserstoffproduktion. 345 Mio. t weniger THG können mit diesen Maßnahmen in die Atmosphäre gelangen.
Hintergrundinformationen zur Studie
Die Studie „Klimaneutrales Deutschland 2045“ wurde im Auftrag von Stiftung Klimaneutralität, Agora Energiewende und Agora Verkehrswende erstellt. Sie entwickelt das Szenario weiter, das im Oktober 2020 mit der Studie „Klimaneutrales Deutschland 2050“ vorgestellt wurde.
Die Projektleitung der Analyse hatte Prognos inne und verantwortete zudem die Arbeiten zu den Sektoren Gebäude und Energiewirtschaft. Das Öko-Institut arbeitete vertieft zu den Sektoren Verkehr, Landwirtschaft, Abfall, Landnutzung und Forstwirtschaft. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie bearbeitete den Sektor Industrie.
Informationen zur Vorgänger-Studie „Wie Deutschland bis 2050 klimaneutral wird“