Expertenkommission: Energiewende weiter mit Handlungsbedarf
Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring sieht politischen Handlungsbedarf in nahezu allen Bereichen der Energiewende. Zwar gibt es Fortschritte, insbesondere beim Ausbau der erneuerbaren Energien, dennoch steht die von der Kommission aufgestellte Energiewende-Ampel in den meisten Dimensionen zusammenfassend auf Gelb.
„Eine sichere und preisgünstige Energieversorgung bei gleichzeitiger Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland bis 2045 ist kein Selbstläufer“ fasst der Kommissionsvorsitzende Prof. Dr. Andreas Löschel zusammen. „Insbesondere beim Aus- und Aufbau der Netze für Strom und Wasserstoff sowie bei der Schaffung der passenden Rahmenbedingungen für die Energiewende sind weitere Anstrengungen nötig.“
Die Bundesregierung hat 2011 für das Monitoring der Energiewende eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt. Die Mitglieder der Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring, Prof. Dr. Andreas Löschel (Vorsitzender), Prof. Dr. Veronika Grimm, Dr. Felix Matthes und Prof. Dr. Anke Weidlich haben heute ihren aktuellen Monitoringbericht Herrn Staatssekretär Dr. Philipp Nimmermann im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz übergeben.
Fortschritte bei der Energiewende erkennbar
Eine positive Entwicklung bescheinigt die Expertenkommission insbesondere dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Im Jahr 2023 stammte etwas mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms (51,6 Prozent) aus erneuerbaren Quellen, was einer deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahr (46,2 Prozent) entspricht. Die größten Zuwächse gab es bei der Stromerzeugung aus Windenergie und Photovoltaik.
CO2-basierte Energiepreisreform
Schließlich begrüßt die Expertenkommission die Senkung der Stromkosten durch die Bundesregierung, die durch die Umfinanzierung der EEG-Umlage und die Absenkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe umgesetzt wurde. Gleichzeitig empfiehlt die Expertenkommission, die Stromsteuer auch für die anderen Verbrauchergruppen dauerhaft abzusenken.
„Dies sollte im Rahmen einer CO2-basierten Energiepreisreform geschehen, bei der die Umlagen und Abgaben auf Strom gesenkt werden und dies mit einer höheren CO2-Bepreisung fossiler Energieträger gegenfinanziert wird“, erläutert Prof. Dr. Anke Weidlich. „Das schafft Anreize, den Verbrauch fossiler Energieträger zu reduzieren und den Umstieg auf erneuerbare Energien zu fördern. Es fördert insbesondere die verstärkte Elektrifizierung, etwa durch Wärmepumpen für Gebäudeheizungen, Elektroautos im Verkehr und neue Prozesstechnologien in der Industrie.“
Weiterer Handlungsbedarf bei der nachhaltigen Transformation
Insbesondere beim Ausbau der Stromnetze, als eine der zentralen Voraussetzungen für den erfolgreichen Ausbau der erneuerbaren Energien und für das Erreichen der Klimaschutzziele, sieht die Kommission dringenden Handlungsbedarf: „Der Prozess zur Entwicklung einer gemeinsamen langfristigen Systementwicklungsstrategie (SES) zur Vereinheitlichung der Netzplanungsprozesse für Strom, Gas und Wasserstoff ist zu begrüßen. Zukünftig sollte jedoch auch das benötigte CO2-Netz in die Überlegungen zur Systementwicklungsstrategie dringend einbezogen werden“, sagt Prof. Dr. Veronika Grimm. „Die Kosten des Netzausbaus könnten gesenkt werden, indem bei der Umsetzung von Gleichstromprojekten Freileitungen vorgesehen werden, statt wie bisher Erdkabeln den Vorrang einzuräumen.“
Die Expertenkommission betont, dass die Bundesregierung angesichts des hohen zukünftigen Bedarfs an Wasserstoff die Wasserstoffbeschaffung und den Aufbau globaler Handelsplattformen vorantreiben muss. Dabei sollte eine ausreichende Diversifizierung der Importe von Anfang an mitgedacht werden.
Bericht der Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring
Zentraler Ansprechpartner bei der Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring
Prof. Dr. Andreas Löschel (Vorsitzender)
Inhaber des Lehrstuhls Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit
Ruhr-Universität Bochum
Telefon: +49 234 32 28335
E-Mail: andreas.loeschel@rub.de
Ansprechpartnerin an der Technischen Universität Nürnberg (UTN)
Prof. Dr. Veronika Grimm
Leitung des Energy Systems and Market Design Lab
Telefon: +49 911 9274 1620
E-Mail: veronika.grimm@utn.de
Ansprechpartner am Öko-Institut
Dr. Felix Chr. Matthes
Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-330
E-Mail: f.matthes@oeko.de
Ansprechpartnerin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Prof. Dr. Anke Weidlich
Inhaberin der Professur für Technologien der Energieverteilung
Telefon: +49 761 203 54011
E-Mail: anke.weidlich@inatech.uni-freiburg.de