Klimaschutz im Verkehr: fördern und fordern!
Die Wende hin zum klimafreundlichen Verkehr gelingt nur, wenn alternative Mobilitätsangebote gleichzeitig zu Einschränkungen für die fossile, klimaschädliche Mobilität umgesetzt werden. Neben einem gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr und einer breiten Ladeinfrastruktur für elektrische Fahrzeuge sollten etwa Pkw mit hohen Treibhausgasemissionen deutlich höher beim Fahrzeugkauf besteuert werden. Dies erklärt Peter Kasten, stellvertretender Leiter des Bereichs Ressourcen & Mobilität am Öko-Institut in der neuen Folge des Podcasts „Wenden bitte!“.
Die Transformation des deutschen Verkehrssektors ist nicht weit vorangekommen. Im vergangenen Jahr wurden dort neun Millionen Tonnen CO2 mehr ausgestoßen, als im Klimaschutzgesetz als Ziel vereinbart ist. Das entspricht etwa den Emissionen von drei bis vier Millionen PKW. „Damit der Verkehrssektor endlich seinen notwendigen Beitrag zum Klimaschutz leistet, müssen diese und weitere Maßnahmen zügig angegangen werden, um ausreichend Zeit zu haben zu wirken“, sagt Peter Kasten.
Zum Podcast „Schafft der Verkehr die Wende?“ des Öko-Instituts
Nicht nur Antriebs-, sondern Verkehrswende
Die reine Fokussierung auf mehr elektrische Fahrzeuge wird laut Kasten nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen. So sollten bei einer Reform des Straßenverkehrsgesetzes und der Straßenverkehrsordnung Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrende sowie der öffentliche Personennahverkehr stärker berücksichtigt werden. Für die Planung und den Bau von Verkehrswegen sollen Umwelt- und Klimaaspekte, Gesundheit und Verkehrssicherheit ein wichtiges Kriterium bei der Anpassung der StVO sein und auch mehr Gewicht bei der Gestaltung des Bundesverkehrswegeplans erhalten. So könnten Kommunen den Verkehr mehr als bisher nach ihren jeweiligen Bedürfnissen im Klimaschutz ausrichten und beispielsweise Tempo-30-Abschnitte oder Parkraumbewirtschaftung mit weniger Verwaltungsaufwand einführen.
Kasten fordert im Podcast auch, die nachhaltige Transformation im Verkehr mit finanzieller Unterstützung für Haushalte mit wenig Einkommen zu verbinden. Denn aktuell ist der Zugang zu Mobilität noch ungleich verteilt: So haben mehr als 40 Prozent der Haushalte mit sehr niedrigem Einkommen kein Auto. Von Entlastungen und Steuervorteilen profitieren heute deshalb vor allem höhere Einkommen.
Infrastruktur zukünftig nutzergerecht finanzieren
Kasten weist im Podcast darauf hin, dass mit dem Ende des Verbrennungsmotors Einnahmen durch die Mineralölsteuer wegfallen. Dadurch werden dem Bundeshaushalt in Zukunft Gelder fehlen, die gleichzeitig für den Ausbau der klimafreundlichen Infrastruktur nötigt sind. Eine Variante, um die finanziellen Einbußen zu refinanzieren, wäre eine fahrleistungsabhängige PKW-Maut. Mit ihr könnten gleichzeitig die immateriellen Kosten des Verkehrs wie Lärm und Flächennutzung einen neuen Preis erhalten. Jedoch sind bei ihrer Ausgestaltung noch viele Fragen offen, die, so Kasten, rechtzeitig, ausführlich und faktenbasiert diskutiert werden müssen, um eine Akzeptanz der Gesellschaft zu erreichen.
Wissen statt Alltagsberatung
Der Podcast „Wenden bitte!“ des Öko-Instituts richtet sich an alle mit politischem und ökologischem Interesse aus Politik, Wissenschaft, Medien, NGOs und Öffentlichkeit. Den Podcast moderieren Nadine Kreutzer, Journalistin und Moderatorin, und Mandy Schoßig, Leiterin Öffentlichkeit & Kommunikation am Öko-Institut. Rund eine Stunde lang sprechen sie mit einem Experten beziehungsweise einer Expertin aus dem Öko-Institut über anstehende Nachhaltigkeitstransformationen – genug Zeit für die „Langstrecke der Umweltpodcasts“.
Staffel 3
Episode 1 „Ist der Wald noch zu retten?“ mit Dr. Hannes Böttcher, erschienen am 12. Januar 2023
Alle 17 erschienen Episoden des Podcasts: www.oeko.de/podcast
Der Podcast ist erhältlich auf allen gängigen Podcast-Portalen – etwa bei Apple Podcasts sowie bei Spotify