Nach Mehrjahrestief: Die Energiekosten der deutschen Industrie steigen wieder leicht an
Die deutsche Industrie musste im Mai 2017 so wenig für Energie ausgeben wie nie zuvor seit Beginn der Berechnungen Anfang 2010. Und das obwohl die EEG-Umlage angestiegen ist und Brennstoffe zum Teil leicht teurer waren. Die Belastung der Industrie mit Energiekosten hat damit ein neues Mehrjahrestief erreicht.
Seitdem zeigt der Energiekosten-Index (EKI) wieder einen leichten Aufwärtstrend. Zwar liegt er noch immer um 5,6 Prozent unter dem Stand des Vorjahresmonats Juli 2016, stieg jedoch in der Zeit von Mai bis Juli 2017 um 4,7 Prozent an. Dies ergab die jüngste Auswertung des Index durch das Öko-Institut und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) im Auftrag der European Climate Foundation.
Der EKI bildet die Belastung der deutschen Industrie mit Energiekosten ab. Dafür legen die Expertinnen und Experten aktuelle Energiepreis- und Konjunkturerhebungen sowie historischen Strukturdaten zugrunde. Der EKI zeigt die Energiekostensituation der Industrie auf monatlicher Basis, anders als die Statistikämter, die die entsprechenden Kosten auf jährlicher Basis und mit deutlicher zeitlicher Verzögerung ausweisen. In der amtlichen Statistik sind zudem nur Daten bis 2014 verfügbar. Der EKI repräsentiert die Kosten gemessen am Bruttoproduktionswert der Industrie (Energiestückkosten), also die relative Kostenbelastung.
Zur Grafiksammlung zum „EKI – Der Energiekostenindex für die deutsche Industrie. Bericht 7/2017“
Die sinkenden Energiestückkosten ergeben sich zunächst aus den seit Juli 2016 insgesamt um 2,4 Prozent gesunkenen Energiekosten, die weiterhin auf sehr niedrigem Niveau und seit Anfang 2017 unter 2,5 Milliarden Euro monatlich liegen. Die absolute Energierechnung für die Öl- und Gasbeschaffung reduzierte sich um 13,1 Prozent, die für Elektrizität und Kohleschaffung stiegen allerdings um 2,5 bzw. 26,4 Prozent. Demgegenüber steht ein Anstieg der industriellen Produktion, deren Gesamtwert im Zeitraum Juli 2016 bis Juli 2017 um insgesamt 3,3 Prozent zunahm.
Energiekosten für verschieden energieintensive Industrien
Gemessen am Produktionswert fielen die Kosten deutlich überdurchschnittlich in den hoch-energieintensiven Industrien – mit minus 10,7 Prozent. In den Industrien mit der niedrigsten Energieintensität, sank der EKI dagegen gegenüber Juli 2016 um lediglich 0,9 Prozent. Damit liegt die Energiekostenbelastung hier nur um etwa 11 Prozent niedriger als im Jahr 2010. In den energieintensiven Industrien ist der EKI seitdem dagegen um 43 Prozent gefallen. Ein Grund dafür liegt im besonders großen Anteil von Öl- und Gas am Energieverbrauch der energieintensiven Industrien sowie in der besonders niedrigen Belastung durch Steuern, Abgaben und Umlagen auf den Stromverbrauch dieser Sektoren.
Alles in allem machten die Energiekosten der deutschen Industrie im Juli 2017 etwa 1,6 Prozent des Bruttoproduktionswerts aus (der Bruttoproduktionswert erfasst den Wert des gesamten Produktionsausstoßes der Industrie). Sie liegen damit um etwa 0,1 Punkte unter dem Wert für Juli 2016. Im Jahr 2013 lag diese Quote noch bei 2,2 Prozent und im Jahr 2010 bei 2,3 Prozent. Bezogen auf die Wertschöpfung der Industrie lagen die Energiekosten der Industrie im Juli 2017 bei 6,1 Prozent (die Vergleichswerte für 2013 und 2010 betragen 8,7 bzw. 8,8 Prozent).
Weitere Informationen
Der Energiekosten-Index für die Industrie wird regelmäßig aktualisiert und von der European Climate Foundation (ECF) in Kooperation mit dem Öko-Institut und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) veröffentlicht. Einmal im Quartal erfolgt eine ausführliche Komponentenanalyse; die nächste erscheint im Februar 2018. Bereits seit Oktober 2014 publiziert die ECF einen Energiepreismonitor, der die Entwicklung der Energiepreise für die Verbraucher in Deutschland beschreibt. Entsprechende Auswertungen für die Entwicklung der Energiepreise sind online abrufbar.