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Neue Studie: Klimaneutrale Energieversorgung in Baden-Württemberg machbar, erfordert aber Umdenken

  • Sylvia Pilarsky-Grosch
    Landesvorsitzende

Die Energieversorgung der zwölf Regionen umbauen

Baden-Württemberg kann bis 2040 klimaneutral werden, wenn alle Regionen dazu beitragen. Das zeigt die Studie „100% klimaneutrale Energieversorgung – der Beitrag Baden-Württembergs und seiner zwölf Regionen“, die der BUND Baden-Württemberg beim Öko-Institut in Auftrag gegeben und heute bei der Landespressekonferenz vorgestellt hat.

Das Forschungsteam legt in der Studie dar, wie die Energieversorgung in den zwölf Regionen des Landes umgebaut werden muss. Auch zeigen sie, dass die baden-württembergischen Regionen mit ihren unterschiedlichen Rahmenbedingungen in allen Klimaschutzbereichen unterschiedliche Beiträge leisten müssen. Dafür wurden drei klimaneutrale Deutschlandszenarien auf die zwölf Regionen heruntergebrochen, sodass erstmals ein Korridor für die klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung für 2040 aufgezeigt werden kann – dem Jahr, das sich die Landesregierung als Ziel gesetzt hat, um Klimaneutralität zu erreichen.

Zwölf Regionen einzeln betrachtet

„Erstmals ist es mit unserer Studie gelungen, bundesweite Szenarien für Klimaneutralität bis auf die Ebene einzelner Regionen eines Bundeslandes herunterzubrechen. Damit ergibt sich die Chance, klimarelevante Planungen vor Ort danach zu beurteilen, ob sie ins Gesamtkonzept passen“, sagt Dr. Matthias Koch, Leiter der Studie beim Öko-Institut. Die zwölf baden-württembergischen Regionen haben bei Naturschutzbelangen, ihrer Eignung für Windenergie und der Verfügbarkeit von Wärmequellen sehr unterschiedliche Ausgangsbedingungen.

Maßnahmen für die Wärmewende in Baden-Württemberg

Um die Gebäudewärmeversorgung klimafreundlich umzubauen, muss laut Studie die Wärmeplanung auch in kleineren Städten und Gemeinden stattfinden und für bestehende Fernwärmenetze sollten Transformationspläne erstellt werden. Als weitere Maßnahmen müssen die Gebäude saniert, die Wärmenetze ausgebaut und die erneuerbaren Wärmequellen erschlossen werden. Zudem ist eine Wärmepumpen-Offensive nötig.

„Enorme Mengen“ an erneuerbarer Energie zubauen

Sylvia Pilarsky-Grosch, Vorsitzende des BUND Baden-Württemberg sagt: „Für den BUND hatte die Studie Überraschungen zu bieten.“ So sei weder absehbar gewesen, wie viel Wasserstoff im Energiesystem der Zukunft stecken wird, noch welche „enormen Mengen an erneuerbaren Energien naturverträglich zugebaut werden können und müssen.“ Die Studie zeigt, dass es nicht sinnvoll sein wird, wie geplant, in jeder Region ohne Rücksicht auf Standortbedingungen zwei Prozent der Fläche für erneuerbare Energien auszuweisen.

„Wir müssen alle Potenziale der erneuerbaren Energien nutzen, die naturverträglich machbar sind. Deshalb muss die Landesregierung die landesweiten Ziele auf mindestens drei Prozent anheben und jeder Region individuelle Zielvorgaben machen“, sagt Pilarsky-Grosch. „An einem sparsamen Umgang mit Energie und einer gesicherten Versorgung hängen nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit des Südwestens, sondern auch bezahlbare Energiekosten.“

Effizienz- und Suffizienz-Maßnahmen

Die Studie zeigt, dass ein weiterer wichtiger Pfeiler einer zuverlässigen Energieversorgung Effizienz- und Suffizienz-Maßnahmen sind. Sie können die internationalen Abhängigkeiten durch Strom-, Wasserstoff- und E-Fuel-Importe und einen massiven Ausbau der Offshore-Windkapazitäten in Nord- und Ostsee verringern.

„Das Land hat sich das Jahr 2040 als Ziel gesetzt, um Klimaneutralität zu erreichen. Die Studie zeigt auf, was dafür nötig ist. Wir fordern die Politik auf, sich an den Ergebnissen zu orientieren und die vorgeschlagenen Maßnahmen in den verschiedenen Klimaschutzbereichen umzusetzen“, appelliert Sylvia Pilarsky-Grosch. „Wir sehen wegen der aktuellen Krise die Chance, die Grenze dessen, was bisher als nicht ‚realistisch‘ abgestempelt wurde, hin zu wirklichem Klimaschutz zu verschieben.“

Studie „100% klimaneutrale Energieversorgung – der Beitrag Baden-Württembergs und seiner zwölf Regionen“ des Öko-Instituts