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Start der Plattform tdAcademy: Forschung zur Lösung gesellschaftlicher Probleme und Krisen wird gestärkt

Akademie für Transdisziplinäre Forschung

Der Bedarf an transdisziplinärer Forschung wächst. Gleichzeitig fehlen in Forschung und Lehre Strukturen und Orte zur Weiterentwicklung und Verbreitung von transdisziplinären Methoden, Konzepten und Kompetenzen. Diese Lücke soll jetzt mit Gründung einer Akademie für transdisziplinäre Forschung geschlossen werden. Die Plattform tdAcademy hat im Juni 2020 ihre Arbeit aufgenommen. Gründungspartner sind: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Leuphana Universität Lüneburg, Zentrum Technik und Gesellschaft Berlin und Öko-Institut.

Die Herausforderungen der Corona-Pandemie und die Debatten über geeignete Maßnahmen zum Klimaschutz haben verdeutlicht, dass die Expertise der Wissenschaft derzeit mehr denn je gefragt ist. Dabei wird deutlich, dass viele der aktuellen Herausforderungen längst nicht mehr von einer Disziplin und der Wissenschaft allein bewältigt werden können. Genau hier liegen Anwendungsgebiete für die transdisziplinäre Forschung. Sie verknüpft in gemeinsamen Lernprozessen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft die Suche nach gesellschaftlichen Problemlösungen mit wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritten.

Obwohl dieses Forschungsprinzip insbesondere in der Nachhaltigkeitsforschung, aber auch in anderen Bereichen wie der Public-Health-Forschung seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt wird, gibt es bislang nur wenige Strukturen oder Fachorganisationen, die für die Konsolidierung von wissenschaftlichen Standards transdisziplinärer Forschung sorgen könnten. Gerade wegen der komplexen methodischen, konzeptionellen und kommunikativen Herausforderungen besteht ein besonderer Bedarf nach Strukturen und Orten für die Bündelung und Weiterentwicklung des Wissens über Transdisziplinarität in Form einer zentralen Plattform. Die Plattform tdAcademy schließt diese Lücke.

Qualitätsgewinn für Forschungskonzepte und Forschungspraxis

Gründungspartner sind vier in der transdisziplinären Forschung ausgewiesene Institutionen: Das Frankfurter ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, die Leuphana Universität Lüneburg, das Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin sowie das Öko-Institut. Mit der Akademie werden drei Ziele verfolgt: weitere Forschung und Konsolidierung des Wissensstands über die gesellschaftliche und wissenschaftliche Wirksamkeit der Forschung, ein verstärkter Kompetenzaufbau für Anwender*innen sowie eine Erweiterung und Stabilisierung der Community zu transdisziplinärer Forschung.

Bereits in einem Vorläuferprojekt spielte das Zusammenwirken von Forschungsakteuren aus transdisziplinären Forschungsvorhaben, der Wissenschaftsforschung und der Forschungsförderung eine zentrale Rolle. An diese Ergebnisse und Erfahrungen schließt die tdAcademy an. „Aus unserer langjährigen Arbeit zu Methoden und Konzepten transdisziplinärer Forschung wissen wir, dass es auf das Zusammenwirken von vielfältigem Wissen ankommt, um Lösungen zur Krisenüberwindung zu entwickeln“, sagt Matthias Bergmann, Wissenschaftler am ISOE und Honorarprofessor für transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung an der Leuphana Universität. Es habe sich gezeigt, dass die Beteiligten den Austausch und die Lernprozesse als deutlichen Qualitätsgewinn für ihre Forschungskonzepte und -praxis ansehen. Dabei gewinne der Austausch über Wege, die eigene Forschung wirksamer zu machen, bei den Teilnehmer*innen an Bedeutung.

Bedarf an transdisziplinärer Methodenkompetenz wächst

„Wir beobachten in den zurückliegenden Jahren einen wachsenden Bedarf an transdisziplinärer Methodenkompetenz“, bestätigt Daniel Lang, Professor für Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung an der Leuphana Universität Lüneburg. So habe es eine Zunahme von Ausschreibungen für transdisziplinäre Graduiertenkollegs gegeben, neu bewilligte Exzellenzanträge hätten Transdisziplinarität als Forschungspraxis vermehrt aufgenommen, und nicht zuletzt befinde sich die ITD-Alliance – ein internationales Netzwerk für Forschung und Bildung zu Transdisziplinarität – in Gründung.

Um das Wissen über transdisziplinäre Forschung und ihre Umsetzung in der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Praxis zu erweitern und zu bündeln, startete am 1. Juni 2020 die „Plattform tdAcademy für transdisziplinäre Forschung und Studien“. Die Akademie wird ihre Geschäftsstelle an der Leuphana Universität Lüneburg haben und an den vier zunächst beteiligten Instituten mit Wissenschaftler*innen verankert sein. Sie wird für drei Jahre (mit Verlängerungsoption nach positiver Evaluierung) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Forschungsschwerpunkt „Sozial-ökologische Forschung“ gefördert.

Neues Wissen über die Wirksamkeit von Forschung generieren

Die Arbeit an der tdAcademy findet in unterschiedlichen Themenlinien und Modulen statt. Dazu gehören: die Generierung neuen Wissens darüber, wie transdisziplinäre Forschung wissenschaftlich und gesellschaftlich besonders wirksam gestaltet werden kann sowie die Frage, welchen Einfluss unterschiedliche Untersuchungskontexte auf Prozesse und Ergebnisse haben. „Auch das Auswerten von neuen Formaten transdisziplinärer Forschung – wie etwa Reallabore – und deren Wirkung ist uns im Hinblick auf die Wirksamkeit der Forschung sehr wichtig“, sagt Bettina Brohmann, Forschungskoordinatorin für transdisziplinäre Nachhaltigkeitswissenschaften am Öko-Institut.

„Alle Ergebnisse werden einer größeren Gruppe von Expert*innen vorgestellt, gemeinsam geprüft und weiterentwickelt“, betont Martina Schäfer, Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Zentrums für Technik und Gesellschaft an der TU Berlin. Diese Form der Qualitätssicherung sei eine weitere wichtige Aufgabe der Akademie. Gleichzeitig erhält die Gemeinschaft von transdisziplinär Forschenden damit unverzüglich Einblick in die Forschungsergebnisse der tdAcademy. „Schließlich werden die Arbeitsergebnisse in Angebote für Fortbildung, Lehre und Prozessunterstützung für Forschungsvorhaben und Projektleiter*innen sowie für die Forschungsförderung einfließen und auf einer Online-Plattform vorgestellt“, ergänzt Martina Schäfer.

Plattform tdAcademy für transdisziplinäre Forschung und Studien

Die Plattform tdAcademy unterstützt Aufgaben und Herausforderungen bei der Konsolidierung und Weiterentwicklung einer gemeinsamen Wissensbasis, beim Capacity-Building und beim Vernetzen der Community für den transdisziplinären Forschungsmodus.