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Stromberatung für den Mainstream: Einsparpotenziale auch bei Vielverbrauchern nutzen

Rund 670 Beratungseinrichtungen stehen in Deutschland für die Stromberatung zur Verfügung. Doch die Energieexperten erreichen oft nur die umweltbewussten Haushalte, die ohnehin schon einen geringen Stromverbrauch haben.

Viele Haushalte sind noch nicht energieeffizient

Rund 670 Beratungseinrichtungen stehen in Deutschland für die Stromberatung zur Verfügung. Doch die Energieexperten erreichen oft nur die umweltbewussten Haushalte, die ohnehin schon einen geringen Stromverbrauch haben. Wie auch die weitaus größere Gruppe der Vielverbraucher und wenig Informierten zum Energiesparen angeregt werden kann, hat das jetzt beendete Forschungsprojekt „Stromeffizienzklassen für Haushalte“ von ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und Öko-Institut gezeigt.

Sie gilt als schwer zugänglich: die Zielgruppe der Vielverbraucher, die bislang wenig Aktivität beim Stromsparen zeigt. Doch auch sie muss erreicht werden, wenn der Gesamtstromverbrauch der Haushalte in Deutschland bis 2050 um 25 Prozent gesenkt werden soll, wie es die Energieeffizienzziele der Bundesregierung vorsehen. Im Feldtest des jetzt abgeschlossenen Forschungsprojekts „Stromeffizienzklassen für Haushalte“ war diese Zielgruppe besonders erfolgreich beim Stromsparen.

Aufs Jahr gerechnet konnten die Haushalte mit dem höchsten Verbrauch durchschnittlich rund 570 Kilowattstunden oder knapp 160 Euro einsparen. Das bedeutet 324 kg weniger CO2 pro Jahr. „Wir haben gesehen, dass auch die Vielverbraucherhaushalte durchaus offen sind für Stromsparmaßnahmen“, sagt Projektleiter Immanuel Stieß vom ISOE. „Dazu muss ihnen aber erst einmal bekannt sein, wie hoch ihr Energieverbrauch im Verhältnis zu anderen vergleichbaren Haushalten ist.“

Motiviert zum Stromsparen: Einsparerfolge durch Vergleich und individuelle Beratung

Für diesen Vergleich wurden in dem Forschungsprojekt sieben Stromeffizienzklassen entwickelt, die Auskunft über den Gesamtstromverbrauch verschiedener Haushaltstypen geben. Auf der Grundlage ihres tatsächlichen Verbrauchs wurden Testhaushalte einer dieser Klassen zugeordnet. Mit einem professionellen Energieberater ermittelten die Haushalte dann ihre individuellen Stromsparmöglichkeiten.

Ein halbes Jahr lang hielten die Haushalte ihren Stromverbrauch im „Stromtagebuch“ oder mit dem Online-Stromsparkonto des Praxispartners co2online fest. „Von vielen Tipps hatten die Verbraucher natürlich zuvor schon gehört“, sagt Corinna Fischer, Senior Researcher am Öko-Institut. „Aber erst der Vergleich mit anderen Effizienzklassen, die individuellen Stromsparempfehlungen für den eigenen Haushalt und die regelmäßige Auseinandersetzung mit dem tatsächlichen Verbrauch hat ein Bewusstsein geschaffen und längerfristig zum Stromsparen motiviert“.

Vergleichswerte erkennen: Stromeffizienzklassen im Stromspiegel für Deutschland

Damit zeichnet sich für das Forschungsteam ab: Einzelne Maßnahmen sind besonders dann sinnvoll, wenn für Verbraucherinnen und Verbraucher erkennbar ist, wie sie sich auf ihren Gesamtstromverbrauch auswirken. „Es weckt den Ehrgeiz, wenn man sieht, dass der Aufwand, angefangen beim Austausch von Kühl- und Gefriergeräten über das Abschalten nicht benötigter Geräte bis zum Wäschetrocknen auf der Leine, zum Erfolg führt und man damit eine bessere Verbrauchsklasse erreichen und dazu noch Geld sparen kann“, folgert Corinna Fischer.

Die Stromeffizienzklassen hätten sich als guter Einstieg für die Stromsparberatung bewährt, fasst Immanuel Stieß die Rückmeldungen von Energieexpertinnen und -experten zusammen, die bereits mit den Verbrauchsklassen arbeiten. Bei der Fachtagung zum Abschluss des Projekts hatten sich am 21. Juni Vertreterinnen und Vertreter von Stromversorgern, Energie- und Klimaschutzagenturen, Verbraucherzentralen und Kommunen mit dem Forschungsteam aus ISOE und Öko-Institut in Frankfurt am Main ausgetauscht.

„Besonders erfreulich ist, dass die sieben Verbrauchklassen aus unserem Projekt in den überarbeiteten ‚Stromspiegel für Deutschland‘ eingegangen sind“, findet Stieß. Diese Vergleichstabelle zum Stromverbrauch ist Teil der Stromsparinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), der Haushalten die Einordnung ihres Stromverbrauchs und die Ermittlung ihres Sparpotenzials erleichtern soll. Damit sei ein erster Schritt zur Verbreitung der Stromeffizienzklassen getan, meint Stieß. „Wünschenswert wäre nun, dass die Stromeffizienzklassen allen Haushalten in Deutschland zur Verfügung gestellt werden, damit wir die vermutlich große Anzahl an Vielverbrauchern im Mainstream erreichen.“

Mehr zum Projekt www.stromeffizienzklassen.de

Stromeffizienzklassen für Haushalte. Förderung von Stromsparinnovationen in Haushalt, Markt und Gerätetechnik 
Das Projekt wurde im Schwerpunkt Sozial-ökologische Forschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Praxispartner im Projekt sind BSH Hausgeräte GmbH, ENTEGA GmbH & Co. KG, Badenova AG & Co. KG und die Verbraucherzentrale NRW e.V.

Ansprechpartner ISOE

Dr. Immanuel Stieß (Projektleitung)
Hamburger Allee 45
60486 Frankfurt am Main
Tel. +49 69 7076919-19
E-Mail stiess@isoe.de
www.isoe.de

Ansprechpartnerin Öko-Institut:

Dr. Corinna Fischer 
Merzhauser Str. 173
79100 Freiburg im Breisgau
Tel. +49 761 45295-223
E-Mail c.fischer@oeko.de
www.oeko.de

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Seit 25 Jahren entwickelt das Institut wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Zu den Forschungsthemen gehören Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilität, Urbane Räume, Biodiversität und sozial-ökologische Systeme.

Öko-Institut e.V.
Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.