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Fliegen und Klimaschutz: „Es bedarf politischer Entscheidungen“

Klimaschutz im Flugverkehr

Ist ein klimaneutraler Flugverkehr in der Zukunft möglich? Jein, sagt Jakob Graichen, Senior Researcher am Öko-Institut, in der zweiten Episode des Podcasts „Wenden bitte! Der Podcast zu Wissenschaft und nachhaltigen Transformationen“. Je nachdem, welche Maßnahmen ergriffen werden, werde dies möglich sein, sagt Graichen im Gespräch mit dem Moderatorinnenteam.

Der Wissenschaftler gibt einen detaillierten Einblick in die Faktenlage zu Flugemissionen und Klimaschutz. „Der Wachstumskurs der Luftfahrt kollidiert komplett mit Klimaneutralität“, sagt Graichen. Er erklärt die technischen Lösungen: Unter anderem kann CO2 auf verschiedene Arten eingespart werden. Oder man filtert es nach der Freisetzung wieder aus der Luft heraus, um damit synthetisches Kerosin herzustellen (DACCS) oder unter der Erde zu speichern (CCS).

Doch technische Innovationen oder auch das persönliche Kompensieren von Flugemissionen sind nicht das Allheilmittel, ist er überzeugt. Es bedürfe wirksamer politischer Entscheidungen, die verbindliche Klimaschutzmaßnahmen im Luftverkehr einführen: Dazu gehören die Einführung der Kerosinsteuer und eine Verstärkung des Emissionshandels. Zusätzlich zum Preis für eine Tonne CO2 im EU-ETS von derzeit 50 Euro würde die Kerosinsteuer in Höhe von 130 Euro pro Tonne erhoben. Nur so und wenn sich viele dann dafür entschieden, weniger zu fliegen, könne Klimaschutz im Luftverkehr gelingen.

Und: Der viel zitierte Mythos, dass sich dann nicht mehr alle Flüge leisten können, stimme schon heute nicht. Denn die reichsten zehn Prozent der Menschen verursachten schon heute 60 Prozent der Flugemissionen, einer britischen Studie zufolge. Die Hälfte der Bevölkerung, sowohl in der EU aber auch in den USA, fliegen in einem Jahr gar nicht. Ein Prozent der Weltbevölkerung sind für 50 Prozent der Emissionen aus dem Flugverkehr verantwortlich.

Zum Podcast des Öko-Instituts

Wissen statt Alltagsberatung

Der Podcast „Wenden bitte!“ des Öko-Instituts richtet sich an alle mit politischem und ökologischem Interesse aus Politik, Wissenschaft, Medien, NGOs und Öffentlichkeit. Der Podcast wird moderiert von Nadine Kreutzer, Journalistin und Moderatorin unter anderem mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeitsthemen. 45 bis 60 Minuten spricht sie mit Mandy Schoßig, Leiterin Öffentlichkeit & Kommunikation, und jeweils einem Gast über anstehende Nachhaltigkeitstransformationen – genug Zeit, für die neue „Langstrecke der Umweltpodcasts“.

Die Episoden 1 bis 6

Episode 1: „Warum ist Wasserstoff der Champagner der Energiewende?“ mit Dr. Felix Chr. Matthes, erschienen am 8. April 2021

Episode 2: „Wie geht es mit dem Flugverkehr nach Corona weiter?“ mit Jakob Graichen, erschienen am 21. Mai 2021

Für die nächsten Episoden von „Wenden bitte! Der Podcast zu Wissenschaft und nachhaltigen Transformationen“ sind folgende Themen geplant:

Juli 2021: „Endlagerung und Bürgerbeteiligung“ mit Julia Mareike Neles

August 2021: „Längere Lebensdauer für Geräte“ mit Siddharth Prakash

September 2021: „Soziale Gerechtigkeit in der Energiewende“ mit Dr. Katja Schumacher

November 2021: „Internationale Klimaverhandlungen“ mit Anke Herold

 

Der Podcast ist erhältlich auf allen gängigen Podcast-Portalen – etwa bei Apple Podcasts sowie bei Spotify

Zum Podcast auf der Website des Öko-Instituts mit Shownotes und weiteren Hintergrundinformationen