Die Nutzung der Kernenergie bedarf einer umfangreichen institutionellen und materiellen Infrastruktur auf Basis stabiler innerstaatlicher und zwischenstaatlicher Verhältnisse. Konflikte können dem gegenüber gewollt oder unbeabsichtigt zu katastrophalen Unfällen führen. Dies ist nicht nur auf die strategische Relevanz der Energieversorgung in militärischen Konflikten zurückzuführen, sondern auch auf erhöhte Unfallrisiken und Gefährdungen durch Kollateralschäden sowie eine Erosion der Sicherheitskultur und der institutionellen Kontrolle in Krisenregionen mit nuklearer Infrastruktur. Anhand von vier konkreten Fallstudien wird im Projekt die gezielte oder zufällige Beeinträchtigung nuklearer Sicherheit durch Konflikte analysiert. Die Ergebnisse der Fallstudien werden in einen systematischen Zusammenhang gebracht und die Risiken für die kerntechnische Sicherheit bewertet. Untersucht werden der Konflikt in der Ukraine im Zusammenhang mit der ukrainischen Nuklearindustrie, Auswirkungen auf die nukleare Infrastruktur während der Teilung der Tschechoslowakei, der Betrieb des veralteten Reaktors Mezamor in Armenien im Bergkarabach Konflikt sowie die militärische Bedrohung des Reaktors Krško in Slowenien während des jugoslawischen Bürgerkrie-ges. Das Risiko, das von einer gestörten kerntechnischen Infrastruktur ausgeht, wird häufig ignoriert. Auch scheint davon ausgegangen zu werden, dass es – ähnlich wie beim Einsatz von Nuklearwaffen – eine Art Tabu zu geben scheint, keinen absichtlichen Angriff auf Kernreaktoren durchzuführen. Das Projekt soll helfen die Lücke zu füllen, dass über das Gefährdungspotential von nuklear-technischen Anlagen in instabilen Regionen und militärischen Auseinandersetzungen bisher vergleichsweise wenig geforscht, berichtet und öffentlich diskutiert wird.
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