Mythos Atomkraft
Nach wie vor gibt es viele sehr gute Gründe für einen Verzicht auf die Stromerzeugung aus Atomkraftwerken: u.a. die hohen Risiken, die ungeklärte Entsorgungsfrage, die mangelnde Strukturkompatibilität und die Unsicherheit auf dem Pfad der Klimaschutzpolitik. Doch ohne Zweifel führt ein Verzicht auf diese Art der Stromerzeugung mit Blick auf die ebenfalls notwendige Emissionsminderung in den nächsten Jahrzehnten zu einem energiepolitischen Spannungsfeld. So überrascht es nicht, dass die Laufzeitverlängerung immer auch mit der Option eines Neubaus von Atomkraftwerken in Verbindung gebracht wird.
Allerdings wäre es für unsere Zukunft prekär, wenn der mit dieser Überlegung einhergehenden Versuchung, der notwendigen Umwandlung unseres Energiesystems doch noch ganz oder zum Teil auszuweichen, nachgegeben würde. Eine zügige Realisierung der existierenden klimafreundlichen und das Gesamtrisiko minimierenden Alternativen zur Atomenergie wie zu den fossilen Energieträgern würde verhindert. Vielleicht ist dies das zentrale und übergeordnete energiepolitische Argument gegen die Verlängerung der Restlaufzeiten für die Atomkraftwerke in Deutschland. Schließlich ist Deutschland ein wichtiger Modellfall für den Erfolg des Zweischritts aus Atomenergie-Ausstieg und dem notwendigen umfassenden Einstieg in die alternativen Energien, dessen Ausstrahlung gar nicht überschätzt werden kann.