Sicherheitsstatus des Kernkraftwerks Fessenheim weiter ungenügend
Drei Jahre nach der ersten Untersuchung des Sicherheitsstatus des Kernkraftwerks Fessenheim bestehen weiter substanzielle Schwachstellen in der französischen Anlage. Und obwohl seit 2012 verschiedene Nachrüstungen in Fessenheim umgesetzt wurden, liegt das Sicherheitsniveau der Anlage weiterhin insgesamt deutlich unter dem Level der in Deutschland noch laufenden Anlagen. Dies bestätigen aktuelle Untersuchungen des Öko-Instituts im Auftrag des Umweltministeriums Baden-Württemberg, die jetzt veröffentlicht wurden.
Nachrüstungen – ja, aber …
Nach dem Unfall in Fukushima haben die Betreiber des Kernkraftwerks Fessenheim Maßnahmen zur Nachrüstung umgesetzt. Damit kommen sie, wie auch die deutschen Kraftwerksbetreiber, den Empfehlungen der EU-Stresstests nach. Sie haben dabei vor allem mobile Einrichtungen zur Gewährleistung der Notstromversorgung bei einem Blackout geschaffen sowie zusätzliche Kühlwasserreserven und mobile Pumpen bereitgestellt, die die Kühlung des Reaktorkerns bei unvorhergesehenen Ereignissen gewährleisten sollen.
Dadurch haben sowohl die deutschen Reaktoren als auch Fessenheim das Sicherheitsniveau angehoben. Da jedoch das Ausgangsniveau von Fessenheim deutlich niedriger lag als das vergleichbarer deutscher Anlagen, bleibt in der Konsequenz das aktuelle Sicherheitslevel weiter ungenügend.
Grundsätzlich: Redundanzgrad mangelhaft
Eine Schwachstelle ist weiterhin der niedrige Redundanzgrad der französischen Anlage. Während in deutschen Kernkraftwerken relevante Sicherheitssysteme so beschaffen sind, dass sie bei einem zufälligen Ausfall eines und einer gleichzeitigen Instandhaltung eines weiteren Systems die notwendigen Sicherheitsfunktionen erfüllen, gibt es in Fessenheim zentrale Systeme nur zweimal.
Steht also eines, beispielsweise das Einspeisesystem für Kühlmittel, durch Reparaturarbeiten nicht zur Verfügung, hinge bei einem Störfall die gesamte Notkühlung des Kernkraftwerks an einem verbleibendem System. Treten nun weitere unvorhergesehene Ereignisse auf, etwa Beschädigungen durch Überschwemmungen oder Erdbeben, könnten nach Ansicht der Expertinnen und Experten massive Probleme die Folge sein.
Weitere Schwachstellen sind beispielsweise der mangelnde physische Schutz der Anlage gegen Einwirkungen von außen oder auch die Gefahr von denkbaren Überflutungen in Folge eines Deichversagens des Rhein-Seitenkanals.
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