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Eine Welt ohne Hunger

Unsere Vision für eine umwelt- und sozial gerechte Landwirtschaft und gerechte Verteilung.

Anlässlich des 40. Jubiläums des Öko-Instituts im November 2017 haben wir zurückgeblickt und uns gefragt, was wir in den letzten vier Jahrzehnten erreicht haben. Wie haben sich Gesellschaft und Umwelt verändert? Und wie wir selbst?  Aber wir lenkten unseren Blick auch aufs Heute und die Zukunft: Wie sieht die Umweltbelastung aus, wo steht unsere Gesellschaft in Sachen Nachhaltigkeit? Was sind absehbare, möglicherweise nur noch schwer beeinflussbare Entwicklungen? Welche Visionen haben wir? Und welche Wege führen dahin? In unserem Zukunftspapier "Heute. Morgen. Zukunft. Visionen und Wege für eine nachhaltige Gesellschaft" haben wir versucht, diese Fragen zu beantworten. Für uns,  für die Gesellschaft und für eine Diskussion über eine nachhaltige Zukunft. In loser Folge präsentieren wir in diesem Blog einzelne Kapitel aus dem Zukunftspapier und beginnen mit unserer Vision zum Handlungsfeld Ernährung und Landwirtschaft.

Landwirtschaft ist Grundlage unseres Lebens und prägt große Teile der Erdoberfläche. Anders als etwa unsere Mobilität basiert die landwirtschaftliche Produktion weitgehend auf natürlichen Prozessen – trotz fortschreitender technischer Entwicklungen. 2050 muss und kann die Landwirtschaft weltweit voraussichtlich neun oder zehn Milliarden Menschen ernähren. Als natürliches System ist sie ganz besonders dem Klimawandel ausgesetzt. Die Produktion und Verteilung von hochwertigen Lebensmitteln und biogenen Rohstoffen in ausreichender Menge unter gleichzeitiger Einhaltung der Belastungsgrenzen der natürlichen Systeme ist die größte Herausforderung für die zukünftige Landwirtschaft.

Eine Welt ohne Hunger – durch eine umwelt- und sozial gerechte Landwirtschaft und gerechte Verteilung

In unserer Vision produziert die Landwirtschaft wertvolle, bezahlbare Nahrungsmittel und schafft lebendige Dörfer. Sie wird gesellschaftlich getragen und ist wirtschaftlich, klimaverträglich sowie umwelt- und tierfreundlich. Die weltweite Ernährungssicherheit hat dabei oberste Priorität. Gleichzeitig liefert die Landwirtschaft Ressourcen für alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche, denn der Ersatz von fossilen durch biogene Rohstoffe hat zu einer großen Nachfrage an landwirtschaftlichen Produkten geführt. Damit ist die Flächenkonkurrenz zu naturnahen und ungenutzten Flächen sowie anderen Flächenansprüchen durch die Menschen etwa für Siedlungen oder Verkehr so groß wie nie zuvor. Starke politische Instrumente ermöglichen jedoch global einen nachhaltigen Umgang mit der Fläche. Flächenrestriktionen und große Nachfrage haben landwirtschaftliche, vor allem tierische Produkte verteuert. Trotz Wohlstandswachstum ist ihr Konsum in den Industrie- und Schwellenländern deutlich gesunken. Ersatz liefern pflanzliche Proteine sowie für uns neue Proteinquellen wie Insekten. Die Fischbestände in den Weltmeeren haben sich aufgrund schonender Fangtechniken und einer Ausweitung von Aquakulturen deutlich erholt. Insgesamt ist die Produktion der Eiweißquellen für die menschliche Ernährung mit deutlich geringeren Umweltauswirkungen und negativen sozialen Auswirkungen verbunden als unsere heutigen Quellen. Der Konflikt zwischen maximierten Flächenerträgen und dem Erhalt natürlicher Ressourcen ist dank gestiegener Erzeugerpreise aufgelöst. Die Betriebe verfügen über die Mittel, die Bewirtschaftung primär an der langfristigen Ertragsstabilisierung und damit an einer Sicherung der erforderlichen Ressourcen auszurichten. Richtlinien für das Tierwohl, die unter Einbeziehung aller relevanten gesellschaftlichen Anspruchsgruppen verabschiedet wurden, werden eingehalten. Eine deutlich effizientere Nährstoffnutzung im Ackerbau, kleinere Tierbestände und die Wiedervernässung landwirtschaftlich genutzter Moore haben zudem die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft halbiert. Naturnahe Kulturlandschaften wurden geschaffen. Ergänzt durch bodenschonende Verfahren, an Boden und Klima angepasste Fruchtfolgen sowie die flächendeckende Einführung umweltverträglicher Formen der Schädlingsbekämpfung leistet die Landwirtschaft einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität sowie zum Boden- und Gewässerschutz. In unserer Vision werden vielfältige Formen der Landwirtschaft praktiziert und unterstützt, die den ländlichen Lebensraum in seiner sozialen und wirtschaftlichen Funktion erhalten und das Einkommen der Landwirte sichern. Der Umfang der Agrarförderung ist kleiner geworden und eng an Leistungen für den Umweltschutz und das Tierwohl gekoppelt. Der Welthandel mit Lebensmitteln verkleinert sich angesichts steigender Produkt- und Energiepreise zu Gunsten regionaler Märkte. Er findet nun vorrangig für pflanzliche Produkte statt und dient dem Ausgleich von Versorgungsengpässen und Ernteunsicherheiten, der Preissicherung, dem saisonalen Ausgleich und der Angebotsausweitung. Faire globale Handelsbedingungen sind gewährleistet. Lebensmittelverschwendung ist in der gesamten Wertschöpfungskette minimiert.

Ernährung und Landwirtschaft heute

Die landwirtschaftliche Produktion beeinflusst viele Bereiche wie Klima, Ernährung, Landnutzung und Wasser und steht damit im Fokus der Gesellschaft. Mit ihrer zunehmenden Intensivierung sehen sich viele landwirtschaftliche Unternehmen einer starken gesellschaftlichen Kritik an ihrer Produktionsweise ausgesetzt. Dabei geraten zunehmend die Leistungen der Landwirte und die an sie gestellten Anforderungen aus dem Blick. Die Landwirte sollen hochwertige, bezahlbare Nahrungsmittel produzieren und gleichzeitig Stickstoffüberschüsse und Treibhausgasmissionen senken, sie dürfen das Grund- und Oberflächenwasser nicht belasten, sollen die Biodiversität erhalten, unsere Kulturlandschaft pflegen und den ländlichen Raum gestalten. Die Land- und Forstwirtschaft trägt heute zur Überschreitung der planetaren Belastungsgrenzen bei – und leidet gleichzeitig besonders unter den Folgen. Das gilt in hohem Maße für den Klimawandel. Weltweit sind rund 30 Prozent der Klimagasemissionen direkt der Landwirtschaft und veränderter Landnutzung wie etwa Waldrodung zuzurechnen. Gleichzeitig ist die Landnutzung durch klimawandelbedingte Überschwemmungen und Dürren besonders bedroht – Ernterückgänge sind die Folgen. Weltweit und auch in Deutschland gibt es einen Rückgang der Artenvielfalt, wesentlich bedingt durch die Landwirtschaft. Der hohe Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden schädigt massiv die ökologischen Ressourcen wie Böden, Oberflächengewässer und das Grundwasser und gefährdet damit menschliche Lebensgrundlagen. Neue Gefahren für die Ökosysteme birgt auch der Einsatz der Agro-Gentechnik durch das Risiko der Auskreuzung mit nah verwandten Wildpflanzen. Wir haben hierzulande zudem eine vergleichsweise umfangreiche Tierhaltung zur Fleisch- und Milchproduktion. Dafür werden über 11,4 Millionen Tonnen Futtermittel jährlich importiert – so etwa Soja, das zu fast 80 Prozent aus Südamerika stammt. Die importierte Sojamenge entspricht einer Anbaufläche von 2,6 Millionen Hektar, das ist gut ein Viertel der deutschen Ackerfläche. In den vergangenen hundert Jahren sind darüber hinaus die Waldbestände der Erde durch Holzwirtschaft und Rodungen für landwirtschaftliche Nutzungen um etwa die Hälfte geschrumpft. Die Fischbestände in den Weltmeeren gehen ebenfalls kontinuierlich zurück. Nach einer Statistik der Welternährungsorganisation FAO sind bereits über 30 Prozent der Bestände überfischt oder zusammengebrochen. Andere Quellen gehen von noch höheren Zahlen aus. Viele der negativen Auswirkungen der Landwirtschaft wurden durch massive ökonomische und politisch verursachte Fehlentwicklungen unterstützt. So fördern Agrarsubventionen vor allem die industrielle, umweltbelastende Landwirtschaft und führen zu niedrigen Erzeugerpreisen. Viele Betriebe können nicht mehr kostendeckend arbeiten, etwa weil in Deutschland durch die hohe Konkurrenz im Handel die Lebensmittelpreise vergleichsweise niedrig sind. Ohne Gegenmaßnahmen sind ein zunehmend beschleunigter Strukturwandel und weiteres Höfe-Sterben zu erwarten. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation verlieren die Betriebe zudem Möglichkeiten, Maßnahmen zum Tier-, Umwelt- und Klimaschutz zu finanzieren und umzusetzen. Die Überschussproduktion und die subventionierten Niedrigpreise der EU und der USA tragen darüber hinaus zu volkswirtschaftlichen Problemen landwirtschaftlich geprägter Länder im globalen Süden und zu schlechten Arbeitsbedingungen bei. Die Ernährung hat sich stark geändert. Soziodemographische Entwicklungen und neue Lebensstile durch veränderte Zeitstrukturen in Beruf und Alltag haben dazu geführt, dass immer öfter außer Haus gegessen wird und zunehmend Fertig- oder Halbfertigprodukte verwendet werden. Es gibt eine Vielfalt von Ernährungsstilen. Im Schnitt ist die Ernährung aber weit von den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) entfernt – es wird zu viel, zu viel Fleisch, zu fettreich und süß gegessen. Im Durchschnitt geben Konsumenten nur noch einen vergleichsweise geringen Anteil (rund 14 Prozent des Einkommens) direkt für Lebensmittel aus (inklusive Getränke und Tabakwaren).

Trends und Entwicklungen

Die folgenden globalen Trends und Entwicklungen verstärken den Druck auf die Landwirtschaft zusätzlich.

Weltbevölkerung und Weltkonsum

Die Weltbevölkerung und damit auch die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten nehmen weiter zu, der Konsum tierischer Produkte steigt. Verursacht wird dies durch das anhaltend hohe Konsumniveau in den Industrieländern und den steigenden Konsum in Schwellenländern.

Ernteflächen und Verluste

Die verfügbaren Agrarproduktionsflächen nehmen ab, zum Beispiel durch Erosion und Infrastrukturmaßnahmen etwa für große Verkehrswege. Das knappe Land wird zunehmend durch Investoren zur Ernährungssicherung anderer Länder und zur Spekulation aufgekauft. Dies passiert in großem Ausmaß in Afrika, Osteuropa und Südostasien, aber auch in Frankreich und in Deutschland. Es gibt eine steigende Konkurrenz um die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen zur Lebensmittelproduktion oder zur Biomasseherstellung für die stoffliche oder energetische Nutzung. Weltweit gibt es verstärkt Ernteverluste durch den Klimawandel; die Landwirtschaft muss sich zunehmend an den Klimawandel anpassen.

Marktmacht großer Konzerne

Unternehmen des vor- und nachgelagerten Agribusiness etwa für Saatgut oder Lebensmittelverarbeitung und -handel agieren zunehmend weltweit und schließen sich zu immer größeren Konzernen zusammen. Ihre steigende Marktmacht verdrängt lokalere und widerstandsfähigere Formen der Landbewirtschaftung und der Ernährungswirtschaft, was in Entwicklungsländern Ernährungssicherheit gefährdet und weltweit die Ernährungssouveränität der Menschen einschränkt.

Gentechnik (Genome Editing, CRISPR-Cas)

Mit der neuen Methode CRISPR-Cas ist es möglich, mit vergleichbar einfachen Mitteln das Erbgut eines Lebewesens zu verändern und sogar in Teilen neu zu schreiben. Dabei wird die DNA mit biochemischen Methoden zerschnitten und neu zusammengesetzt (engl.: genome editing). Während die technologische Innovation dieser – erst seit wenigen Jahren bekannten – Verfahren immense Fortschritte macht, mangelt es bisher an einer wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit ihren möglichen sozioökonomischen Effekten und Umweltauswirkungen. Eine gesetzliche Einstufung, die Pflicht zur Anmeldung von Anwendungen aller Art, sowie die Pflicht für eine begleitende und gestufte Risikobeurteilung sind unabdingbar. Bei der Risikobeurteilung müssen auch langfristige Effekte des Genome Editings und die Auswirkungen auf agrarische und natürliche Ökosysteme einbezogen werden.

Trendwende bei Ernährung und Landwirtschaft

In Deutschland deutet sich eine Trendwende im Ernährungsbereich sowie bei der Position zur Landwirtschaft an, die durch die Klimaschutzbeschlüsse unterstützt wird. Dies zeigt sich an der steigenden Zahl der Akteure, die nach nachhaltigen und ökonomisch tragfähigen Konzepten für eine zukünftige Landwirtschaft suchen und sich gegen die aktuellen Fehlentwicklungen stellen. Auch viele Landwirte schließen sich an und unterstützen die Debatte. Zudem gibt es eine erhebliche Kritik an der Tierhaltung, am Wegwerfen von Lebensmitteln und der umweltbelastenden Landwirtschaft, mittlerweile ebenfalls von staatlichen Organisationen und Expertenkommissionen. Der Ökolandbau nimmt langsam zu und verzeichnete vor allem in den vergangenen zwei Jahren ein beschleunigtes Wachstum. Zurzeit werden 7,5 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet. Der durchschnittliche Fleischkonsum ist in Deutschland nach seinem Höchststand Ende der 1980er Jahre leicht gesunken, aber immer noch auf hohem Niveau. Der Export von Fleisch hat sich zudem erhöht. Die Zahl der Vegetarier und Veganer steigt deutlich, vor allem bei jungen Erwachsenen und Frauen. Ein Drittel der Konsumenten bezeichnet sich zudem als Flexitarier und isst nur selten Fleisch. Darüber hinaus gewinnen Alternativen zur industriellen Landwirtschaft wie Solidarische Landwirtschaft oder Gemeinschaftsgärten vor allem in Stadtnähe an Popularität.

Zentrale Maßnahmen

Die Umsetzung der Vision erfordert von allen Beteiligten eine große Anstrengung. Politik, Landwirte, verarbeitende Industrie, Lebensmitteleinzelhandel und Verbraucher müssen handeln, um den Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen. Folgende Maßnahmen sind aus Sicht des Öko-Instituts unverzichtbar:

Gezielte Transformation des Agrarbereichs

Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Dialog sowie einen Regierungsbeschluss mit klaren Zielen und Maßnahmen und einem Zeit- und Finanzierungsplan für eine Agrarwende. Zentrale Eckpunkte sind dabei eine Reduzierung der Umweltauswirkungen, eine Reduktion der Treibhausgase, ein positiver Beitrag zur Biodiversität, ein Ausstieg aus der Intensivtierhaltung unter Reduktion der Tierbestände und eine Verminderung des Fleischverbrauchs sowie geeignete Rahmenbedingungen für wirtschaftlich tragfähige kleine und mittlere landwirtschaftliche Strukturen. Es besteht nach wie vor Forschungsbedarf in Bezug auf die Frage, mit welchen politischen Instrumenten dieser Wandel gestaltet werden kann. Teilweise sind neue Instrumente notwendig, die über die Zeit auch grundlegend weitergestaltet werden müssen – so wie das EEG im Energiesektor.

 

"Das Thema „wie essen wir“ ist emotional besetzt und wird von unterschiedlichen Menschen sehr individuell gelebt – das zeigt die Bandbreite von aktuellen Ernährungstrends."

Anspruchsvolle Reform der EU-Agrarpolitik

Agrarsubventionen müssen viel stärker an Umwelt-, Naturschutz- und Tierwohlauflagen, die Sicherung ländlicher Einkommen und die Förderung von kleinen und mittelgroßen Strukturen sowie die Versorgung des regionalen und nationalen Marktes gekoppelt werden.

Abkehr von der starken Import- und Exportorientierung

Hierfür braucht es eine aktive Gestaltung des Übergangs, etwa durch die Entwicklung von wertschöpfungskettenübergreifenden Alternativmodellen, die Unterstützung von Transformationsakteuren und Nischeninitiativen sowie die Gestaltung von Rahmenbedingungen für besonders betroffene Regionen. Zusätzlich sollten effektive Maßnahmen zur Vermeidung von Überschussproduktion eingeführt werden.

Neue Technologien

Für neue Technologien wie beispielsweise die Digitalisierung in der Landwirtschaft oder die gekoppelte Fisch- und Gemüseproduktion in Aquaponik-Systemen sind fundierte und partizipative Chancen- und Risikobewertungen wichtig.

 

"Aquaponik führt die Fisch- und die Pflanzenzucht zusammen und schafft dabei einen geschlossenen Stickstoffkreislauf."

Reduktion der Stickstoffüberschüsse

Nötig dafür ist eine weitgehende Schließung von Nährstoffkreisläufen – eine große Herausforderung in der landwirtschaftlichen Produktion. Nährstoffüberschüsse zu vermeiden, gebietet schon die Wirtschaftlichkeit. Ein effizienter Düngereinsatz ist aber gleichzeitig entscheidend für den Umwelt- und Klimaschutz. Durch die verstärkte Förderung des Ökolandbaus, die Einführung einer Flächenbindung in der Tierhaltung und eine optimale Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Stickstoffs durch technische Maßnahmen wie die Abdeckung von Güllelagern oder emissionsarme Ausbringungstechniken lassen sich die Stickstoffüberschüsse weiter verringern.

Erhalt des Kohlenstoffs in landwirtschaftlich genutzten Böden

Vor allem in Norddeutschland nutzt man bis heute ehemalige Moore als Ackerland sowie Grünland und emittiert dadurch große Mengen an CO2. Ziel muss der Erhalt des Kohlenstoffspeichers in den Böden sein – eine Klimaschutzmaßnahme, die mit umfangreichen Nutzungsänderungen bis hin zu einer Aufgabe der landwirtschaftlichen Produktion auf organischen Böden wie Mooren verbunden ist. Soweit naturräumlich, technisch und finanziell möglich, sollten landwirtschaftlich genutzte Moore wiedervernässt und renaturiert werden, andernfalls sollte eine angepasste wirtschaftliche Nutzung erfolgen. Dazu sind bundesweit abgestimmte Ziele und neue Finanzierungsmechanismen notwendig, die auf regionalen Potenzialanalysen beruhen, für die wiederum Landwirte, Anwohner sowie die Raumplanung bzw. Verwaltung einbezogen werden müssen.

 

"Entwässerte Moore verlieren ihre Speicherfunktion für Kohlenstoff – je nach Beschaffenheit werden so 15 bis 40 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr freigesetzt."

Ausbau des Grünlandschutzes

Dauergrünland ist eine Landnutzung, in der gegenüber Ackerland deutlich mehr Kohlenstoff gebunden ist, es stellt zudem eine artgerechte Futtergrundlage für Wiederkäuer dar. Gleichzeitig zählen extensiv genutzte Grünlandflächen zu den artenreichsten Lebensräumen der Agrarlandschaft. Mithilfe einer weiteren Verschärfung der Umweltschutzauflagen kann der Grünlandschutz konsequent ausgebaut werden – so etwa durch ein flächenscharfes Umbruchverbot auf organischen Böden und die verstärkte Förderung von extensivem Grünland zum Erhalt der Biodiversität.

Umfangreichere Forschungsmittel

Für die Grundlagenforschung sollten mehr Forschungsmittel eingesetzt werden, um Prozesse wie etwa die optimierte Nährstoffversorgung der Pflanzen besser zu verstehen, sowie im Bereich der angewandten Innovationen. Vor allem die Forschung für den Ökolandbau sollte ausgeweitet werden. Denn ohne weitere Ertrags- und Leistungssteigerungen wird er auch in Zukunft keine tragende Rolle spielen. Forschung zu innovativen und nachhaltigen Anbaumethoden und Tierhaltungssystemen ist unverzichtbar. Vor allem im Bereich der Züchtung müssen zusätzliche Förderprogramme für den Ökolandbau initiiert werden, da hier andere Ziele verfolgt werden als in der konventionellen Zucht.

Information und Bildung

Sie sind eine wichtige Grundlage für die Akzeptanz einer veränderten Ernährungsweise. Das Ernährungsverhalten ist jedoch stark von Gewohnheiten geprägt, die sich nur schwer beeinflussen lassen. Daher ist es umso wichtiger, dass praktischer Unterricht und positive sinnliche Erfahrungen einer gesunden und umweltfreundlichen Ernährung bereits in der frühkindlichen Bildung in Kindergärten und Grundschulen verankert werden. Andere Bevölkerungsgruppen können vor allem durch ein gutes Angebot in Kantinen und anderen Einrichtungen erreicht werden.

 

"Der Hebel ist groß: Betriebskantinen geben täglich 4,3 Millionen aus. In den Mensen der Studentenwerke sind es jährlich über 80 Millionen Essen."

Eine klimaoptimierte Ernährung

Die Fokussierung auf Fleisch sollte durch einen breiteren Blick abgelöst werden, der auch tierische Produkte wie Milch einbezieht. Ergänzend dazu ist eine evidenzbasierte Forschung zu gesundheitlichen Auswirkungen einer „klimaoptimierten“ Ernährung notwendig. Diese Erkenntnisse sollten schließlich in die offiziellen Empfehlungen der DGE für eine gesunde Mischernährung mit weniger tierischen Produkten eingehen.

Weniger Abfall

Über gesetzliche Regelungen, branchenspezifische Verpflichtungen und weitere Ansätze zur Sensibilisierung im Umgang mit Lebensmitteln soll in der landwirtschaftlichen Produktion, beim Transport, in der Lebensmittelproduktion, im Handel und beim Endkonsumenten eine deutliche Reduktion der Lebensmittelabfälle erreicht werden.

Beschaffungsvorgaben

Sinnvoll sind darüber hinaus verbindliche Vorgaben für die Beschaffung saisonaler und regionaler Lebensmittel und generell für Lebensmittel aus ökologischem Anbau für öffentliche Institutionen.

 Zur gesamten Jubiläumsschrift „Heute. Morgen. Zukunft. Visionen und Wege für eine nachhaltige Gesellschaft“ des Öko-Instituts     

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