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Landwende - Wälder brauchen Schutz

Wie stellen wir die Landwirtschaft naturverträglich und klimaresilient auf? Wie ernähren wir uns, dass es unserer Gesundheit und dem Planeten bekommt? Wie bringen wir Waldschutz und nachhaltige Holznutzung in Einklang? Und wie nutzen wir die verfügbaren Flächen vor dem Hintergrund konkurrierender Ansprüche? Kurz: Wie gelingt die Landwende zum Schutz von Klima und Biodiversität? Diese und weitere Fragen beantwortet das Policy Brief des Öko-Instituts.

Der Wald stirbt seit Jahrzehnten

Dem Wald geht es nicht gut, schon seit Jahrzehnten. Bereits in den frühen 1980er Jahren etablierte sich der Begriff des Waldsterbens – und zog intensive Diskussionen über die Luftreinhaltung nach sich. Weltweit sind die Wälder auch heute in einem schlechten Zustand. Die Ursachen liegen hierzulande vor allem in Dürren und Schädlingsbefall, die mit dem Klimawandel einhergehen. In der Folge brechen vor allem Fichtenbestände zusammen, Laubwälder scheinen bislang resilienter zu sein – doch es ist nicht klar, wie sehr sie dem Klimawandel trotzen können. 285.000 Hektar Wald sind in Deutschland bereits abgestorben, fast drei Millionen Hektar – und damit ein Viertel der gesamten einheimischen Wälder – gelten als Risikobestände.

Waldbesitzer*innen im Dilemma

Wer in Deutschland einen Wald besitzt, verdient bislang allein am Verkauf von Holz. Wer seinen Wald ökologischer bewirtschaftet als die Gesetze es vorschreiben, wer weniger auf Massenproduktion setzt und damit schonender und auch weniger Holz erntet und verkauft, verdient daher bislang oft weniger Geld.

Wir verbrauchen hierzulande weit mehr Holz als der globale Durchschnitt: Pro Kopf fallen 1,5 Kubikmeter an, weltweit sind es nur 0,5 Kubikmeter. Zusätzlich verbraucht Deutschland mehr Holz als es selbst erntet. Jährlich werden hierzulande 80 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen. 15 Millionen Kubikmeter finden eine direkte Verwendung als Scheitholz und werden ohne eine andere Nutzungsmöglichkeit verbrannt. Laubholz wird sogar zu 60 Prozent direkt für die Energiegewinnung genutzt. Der deutsche Wald kann damit keine langfristige Kohlenstoffspeicherwirkung entfalten, denn durch jeden Kubikmeter entnommenes Holz verkleinert sich der Waldspeicher um etwa 0,6 bis 1,7 Tonnen CO2.

Internationale Entwicklung

Der schlechte Zustand der Wälder ist ein internationales Problem, global stehen sie unter Druck. So wurden weltweit allein im Jahr 2021 6,8 Millionen Hektar Wald vernichtet. Das entspricht der Fläche von Irland. Mit dieser Menge Wald sind zudem enorme Mengen an Treibhausgasen verbunden – insgesamt 3,9 Gigatonnen CO2-Äquivalente. Soll die Entwaldung bis 2030 vollständig gestoppt werden, müsste sie jährlich um mehr als zehn Prozent reduziert werden. Sie geht aber in deutlich geringerem Maße zurück: 2021 verringerte sie sich im Vergleich zu 2018 bis 2020 nur um 6,3 Prozent. In den feuchten Tropen reduzierte sich der Verlust von unersetzlichem Primärwald sogar nur um 3,1 Prozent.

Keine unendliche Ressource

Obwohl der Schutz von Wäldern und deren langfristig ökologische Nutzung sich direkt auf Klimaschutz und Biodiversität auswirken, werden sie bislang nicht finanziell honoriert. Es ist daher dringend notwendig, den Klimaschutz im Forstsektor finanziell zu fördern und die Einkommensmöglichkeiten von Waldbesitzer*innen zu diversifizieren, damit sie nicht allein vom Holzmarkt abhängig sind.

Die Nutzung von Holz zum Bauen kann dazu beitragen, dass durch die Bäume gebundene CO2 im Holz lange zu speichern. Fakt ist aber auch, dass ein verstärkter Holzbau die Wälder weiter unter Druck setzt. Wir brauchen deshalb einen Wandel weg von der kurzlebigen und nicht recyclingfähigen Nutzung von Holz hin zu langlebigen und wiederverwendbaren Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen generell.

Nur einmal verbrannt

Holz ist zwar eine nachwachsende, aber deswegen keine unendliche Ressource. Man kann es vielfach wiederverwenden, auch in Produkten, die langfristig dabei helfen, den Energieverbrauch zu senken, aber nur einmal verbrennen. Und nur ein lebendiger Baum nimmt CO2 auf. Wer Holz zur Energiegewinnung nutzt, setzt das darin gebundene CO2 hingegen wieder frei. Die Energieholznutzung sollte daher in Zukunft eingeschränkt werden – auch, weil es bereits deutlich emissionsärmere Alternativen wie etwa Wärmepumpen gibt. Auch ältere Laubbaumbestände sollten im Sinne des Klima- und Naturschutzes nicht eingeschlagen werden, auch und vor allem, wenn sie nur als Feuerholz oder für kurzlebige Produkte genutzt werden können.

Bei der Berechnung von Treibhausgasbilanzen sollte zudem berücksichtigt werden, dass die Speicherleistung der Wälder dynamisch ist. Sonst besteht die Gefahr, dass signifikante CO2-Quellen nicht einfließen und ein falsches Bild entsteht, wie klimawirksam Holzprodukte tatsächlich sind.

Zahlreiche Alternativen. Die Instrumente

Zwar ist Waldpolitik hierzulande Ländersache. Doch sind so viele Bereiche auch indirekt mit dem Wald verbunden, dass auch so etwas wie eine nationale Waldpolitik möglich ist. Ökosystemdienstleistungen könnten durch Bundesprogramme verstärkt honoriert. Es können aber auch private Investor*innen gewonnen werden, um den Waldschutz zu finanzieren. Das könnte durch die Beteiligung des Forstsektors an einem Zertifikatemarkt erreicht werden. Dieser sollte sich auf Ökosystemleistungen generell und weniger allein auf Kohlenstoffspeicherung beziehen, damit Biodiversitäts-, Naturschutz- und Klimaschutzziele nicht gegeneinander, sondern miteinander wirken.

Wichtig ist es auch, dass wir unser Holz innovativer nutzen. So etwa mit Blick auf die Frage, wie aus qualitativ schlechterem Holz langlebige Produkte entstehen können. Auch das Holzrecycling muss sich verbessern, Wegwerfprodukte aus Holz und Papier sollten hingegen eingedämmt werden. Darüber hinaus muss der Waldschutz Priorität erfahren – insbesondere vor dem Ausbau von Infrastrukturen wie Autobahnen.

Weitere Informationen zum Schutz von Wäldern

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